Bei der Echo-Verleihung in Berlin feierte die deutsche Musik-Szene sich selbst - und mit US-Stars. Gewollt anrüchig präsentierten sich Sido und Bushido.

Berlin. BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken meldete sich zurück. Marilyn Manson freute sich auf Rammstein. Bushido und Sido benahmen sich ein bisschen daneben. Und die Newcomer Tim Bendzko und Pietro Lombardi brachten die Fans zum Kreischen: In Berlin wurde am Donnerstagabend der Musikpreis Echo verliehen - eine Art Klassentreffen der Branche. Im Bühnenprogramm der ARD-Show aus dem Palais am Funkturm waren gleich zwei US-amerikanische Glamour-Ladys: Lana Del Rey und Katy Perry. "Was für ein schöner Donnerstag", jubelte Moderatorin Barbara Schöneberger. Eine Anspielung auf den frisch gewählten Bundespräsidenten Joachim Gauck, der nach seiner Wahl "Was für ein schöner Sonntag!" ausgerufen hatte.

Nach einem krachenden Medley deutscher Hits durften sich die ersten Gewinner eine Trophäe abholen. Die Band Jupiter Jones bekam für "Still" den Radio-Echo, einen Hörerpreis. Udo Lindenberg wurde zum besten Künstler Rock/Pop National gekürt. "Der totale Hammer", lautete sein Kommentar. Als Überraschung erhielt er auch noch den Echo für die beste DVD-Produktion: "MTV Unplugged - Live aus dem Hotel Atlantic". Danach musste Lindenberg aber schnell weiter, weil er noch ein Konzert seiner "Ich mach' mein Ding-Tour" geben wollte.

Schockrocker Manson war für einen Auftritt mit "Rrrrammstein" angereist, wie er die deutsche Gruppe nannte. Sie sei "eine seiner Lieblingsbands". Und der durfte er dann ebenfalls zwei Preise überreichen. Rammstein wurde zum erfolgreichsten nationalen Act im Ausland und als beste Alternative-Band gekürt. Die Rapper Sido und Bushido, die in "So mache ich es" ihr Gangster-Image pflegen, durften sich den Echo für das beste Video abholen- und im Anschluss noch ein wenig pöbeln. Bushido schickte einen Gruß an Peter Maffay ("Wir sind politisch unkorrekt") und Sido verließ die Bühne mit einer anzüglichen Geste in Richtung des Moderatorinnen-Duos. "Ah, das war jetzt der Skandal", quittierte Schöneberger die Aktion des Rappers. Ansonsten wurden Bushido und seine Freundin Anna-Maria Lagerblom von einer Reporterin vergeblich nach etwaigem Nachwuchs ausgehorcht.

Lana Del Rey sang ihren Hit "Video Games", ging beim Preis für die beste Newcomerin international aber leer aus. Diesen Echo nahm die Holländerin Caro Emerald ("A Night Like This") mit. Bester nationaler Newcomer: Tim Bendzko ("Nur noch kurz die Welt retten").

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Wolfgang Niedecken zeigte sich bei seinem ersten großen öffentlichen Auftritt nach seinem Schlaganfall gut aufgelegt. Seine Devise: "Ich lass mal das weg, wo ich kein' Bock drauf hab." Der 60 Jahre alte Kölsch-Rocker wurde für sein Lebenswerk geehrt.

Viel zu gucken gab es auch, die Prominenten-Dichte war hoch: Katy Perry trat in einer Kreuzung aus Glitzer-Robe und Gymnastikanzug auf. Lindenberg & Jan Delay posierten mit Matrosenmädchen. Die Casting-Stars Pietro Lombardi und Sarah Engels kuschelten. "Würden wir nicht moderieren, wir würden gucken", flötete das Gastgeber-Duo Ina Müller und Barbara Schöneberger.

Im vergangenen Jahr hatte die Show 3,51 Millionen TV-Zuschauer. Der Echo wird seit 1992 verliehen und versteht sich als deutsche Antwort auf die Grammys und die Brit Awards. Bei der Preisvergabe spielen die Verkaufszahlen eine zentrale Rolle, außerdem gibt es eine Jury. Am Vorabend waren bereits erste Trophäen verliehen worden: Der Graf, Sänger der Band Unheilig, bekam einen Ehren-Echo für sein soziales Engagement.