Background singen bei Peter Fox war gestern. Miss Platnum präsentiert ihr vorzügliches Album am 28. November im Uebel & Gefährlich.

Hamburg. Den Hang zur Verkleidung teilt Ruth Maria Renner, besser bekannt als Miss Platnum, mit einer anderen extravaganten Dame des Pop: Lady Gaga. Doch das ist es auch schon mit den Gemeinsamkeiten. "Ich lebe da meine Fantasien aus und nutze dafür Bühne, Texte und Musik. Ich finde es aufregend, mich von mir selbst zu entfernen", sagt Lady Platnum. Beim Interview sieht sie wie eine ganz normale junge Frau aus. Bluse und Jeans. Halblange Bob-Frisur. Und ein sehr einnehmendes Lachen.

"Warum hast du das meinem Herzen angetan?", brüllt die gleiche Frau im Opener "Why Did You Do It" ihres zweiten Albums "The Sweetest Hangover" und fröhlich kreisen dazu die Trompeten. Oder sie singt davon, wie in einem "Bollywood Movie" zu tanzen. Der schmissigen Slow-Rhythm-Perkussion und den pointierten Bläsersätzen kann man sich bei diesem Kracher kaum entziehen. Auch nicht ihrem Hip-Hop-Gesang. Sie kann aber auch mal ganz soft in der Ballade "Don't Go To Strangers" davon abraten, mit Fremden zu gehen. Und die Bläser säuseln dazu wehmütig im Hintergrund.

Ihre rumänischen Wurzeln sind bei Miss Platnum unüberhörbar. Als Achtjährige kam sie aus Timisoara nach Berlin und landete in einem Workshop von Soul-Sängerin Jocelyn B. Smith, die sie ermutigte, an ihrer Stimme zu arbeiten. Später lernte sie die Krauts (u. a. Peter Fox, Beatsteaks, Die Fantastischen Vier) kennen, die 2007 ihr erstes Album "Chefa" produzierten, tourte im Vorprogamm von Fox und den Fantas. "Die Krauts und ich sind ein super Team. Wir dritteln alles und haben das gleiche Mitspracherecht", sagt Miss Platnum.

Bei ihrem Solo hat sie natürlich das letzte Wort. Und es war auch ihre Idee, Marko Markovic, der als Bandleader gerade das legendäre Balkan-Orchester seines Vaters übernommen hatte, einzubinden. "Wir wollten zuerst einige Stücke im Studio direkt mit Orchester aufnehmen, doch dann fanden wir die Mischung interessanter als 'normale' Weltmusik." Unter keinen Umständen möchte sie "dinkelig" klingen und meidet sogar Einladungen zu Weltmusikfestivals. "Ich mache eine moderne, frische, großstädtische Musik. Gerade, weil ich eine Frau bin, die sehr emanzipiert herüberkommt, erscheint mir die Kombination mit Weltmusik gefährlich", sagt Miss Platnum. Die Sängerin kennt auch die ungemütlichen Seiten der Großstadt. Lebte zeitweise in Neukölln und besserte ihren Lebensunterhalt mit einem Putzjob in einem Autohaus auf. Davon kündet ihr Song "I'm Broke", in dem sie auch mal ihre schwache Seite zeigt. Sowieso steht Miss Platnum für beinhart ehrliche Prosa. In Songs wie "Drink Sister Drink", "Fake Bling" oder "Mercedes Benz" setzt es Seitenhiebe gegen das breitbeinige Gehabe ihrer männlichen Hip-Hop-Kollegen. Mit der Genusshymne "Give Me The Food" sang sie allen vom Magerwahn Entnervten aus der Seele. Live entwickelt Miss Platnum ein ganz besonderes Feuer. "Ich mache eine Entertainment-Show mit viel Tanz und Power." Am 28. November zu erleben im Uebel & Gefährlich.

Miss Platnum Sa 28.11., 20.00 Uhr, Uebel & Gefährlich (U Feldstr.), Feldstr. 66, Karten zu 20,50 Euro im Vvk.; www.missplatnum.com