Er rockt auch ohne Gitarren: Henry Rollins tritt am 1. Juli mit einer systemkritischen, aber auch selbstironischen “Spoken Word“-Vorstellung im Docks (verlegt aus dem Stadtpark) auf.

Hamburg. Der Mann ist eine Erscheinung, keine Frage. Kantig, aber nicht mehr so muskelbepackt wie früher, als er den knurrenden Rockberserker gab. Henry Rollins wurde Anfang der 80er mit der legendären Band "Black Flag" bekannt. "Hardcore" nennt sich das Genre, in dem der als Henry Lawrence Garfield geborene Künstler zunächst reüssierte. Den Rock gab er nie ganz dran. Mit der Rollins Band machte er seit dem Ende von Black Flag 1986 weiter seine exzentrische, kraftvolle Musik. Bei Rollins sah das auf der Bühne immer so aus, als wolle er sich den Leibhaftigen aus dem Leib schreien. Die Intensität seiner Auftritte nahm beinah bedrohliche Ausmaße an. Das muss Katharsis sein. Rollins heulte sich heiser, und namentlich bei der Rollins Band begann er, sein Singen mit Gesprochenem zu kombinieren. Natürlich alles geschrien (obwohl Rollins vielleicht der Einzige ist, der auch leise schreien kann), der "Rolling Stone" nannte Rollins mal eine "Hassmaschine". Publikumsbeschimpfung war für den 1961 Geborenen normal, die Sprache sein Weg in die Welt. Seit vielen Jahren arbeitet Rollins auch als Schriftsteller. Er hat einen eigenen Verlag, in dem seine Bücher erscheinen. Sie sind schonungslos, hart, direkt und nicht selten bitterböse, aber hinter aller Aggressivität steckt natürlich ein großer Moralist. Rollins ist ein Kämpfer für Menschenrechte, ein Aktivist und Aufrüttler. Dieser Mann, der in Filmen mitspielt und im Fernsehen und Radio Sendungen hat, ist nie still.

Auf Tournee ist er zurzeit vor allem mit seinen "Spoken Word"-Performances. Das sind freie, assoziative Reden, die auch auf CD erscheinen. Die Auftritte Rollins' zu Hause in den USA sind Publikumsrenner, in denen Rollins von seinen Reisen und Erlebnissen erzählt. Mit Mikro in der Hand, stechendem Blick, Sendungsbewusstsein und vor allem einem großen Sinn für Selbstironie und Humor fesselt der Charismatiker seine Zuhörer. Rollins ist längst ein Entertainer geworden. Einer, der sich bei seinen Performances einiges von der Seele redet. Es steckt eine Message hinter seinen Suaden, in denen er auf leisere Art als früher rabiat ist und ein scheinbar nimmermüder Dampfplauderer.

Rollins macht mehr Spaß als früher. Er verspottet die Welt, und manchmal sind seine ironischen Schilderungen aus dem Leben der Stars, die immer zünden, schon ein klein wenig milde. Irgendwann verlässt er jeden, der wilde Furor. So will es die Natur.

Achtung: Der Auftritt von Henry Rollins wurde ins Docks (20 Uhr) verlegt. Bereits gekaufte Tickets bleiben natürlich gültig. Das Docks wird bestuhlt sein.

Henry Rollins - Spoken Word Mi 1.7., 20.00, Docks (U St. Pauli), Spielbudenplatz 19, Karten zu 25,40 im Vvk.; www.21361.com