Hamburg. Die Hamburger Band überzeugte beim ausverkauften Heimspiel und bot mehr als nur hymnischen Gitarrenrock.

Kettcar?“ fragt der hipsterkluge Kollege erstaunt. „Was interessiert dich denn an diesen dauerbetroffenen Becks-Trinkern?“ Tatsächlich ist der Coolnessfaktor des Quintetts um Sänger Marcus Wiebusch übersichtlich: eine reine Jungsband, die ihre Wurzeln im Punk mit Singer/Songwriter-Strukturen und elektronischen Elementen angereichert hat. Tja.

Natürlich macht man mit hymnischem Gitarrenrock heute keine Punkte mehr. Aber Kettcar kann auch anders. Das Konzert im ausverkauften Mehr! Theater eröffnete die Band eben nicht mit einem Kracher, sondern mit „Rettung“ vom weitgehend akustischen Album „Zwischen den Runden“ (2012), dessen vertrackter Rhythmus leider wie so häufig in den Betonhallen am Großmarkt im undifferenzierten Sound versumpfte. Da mochten die Kompositionen noch so ausgefeilt sein, da konnte die dreiköpfige Bläsersektion noch so charmante Akzente setzen: Was im Mehr! Theater funktionierte, waren vor allem die Bretter, „Money left to burn“, „Deiche“, „Landungsbrücken raus“. Vielleicht rührt daher das Vorurteil, dass Kettcar spezialisiert sei auf unterkomplexe Mitsinghymnen.