Muss das wirklich sein? Brauchen wir noch eine Aufnahme aller Beethoven-Sinfonien? Das fragte sich die Klassik-Welt, als die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen vor drei Jahren mit ihrer Gesamteinspielung begann. Doch heute ist man sich einig: Ja, es musste sein.

Die Orchestermusiker und ihr Chefdirigent Paavo Järvi haben es tatsächlich geschafft, noch einen eigenen Blick auf die viel gespielten Werke zu finden - bei ihnen klingt Beethoven wieder aufregend und wie frisch komponiert. Davon können sich die Besucher des SHMF (Schleswig-Holstein Musik Festival) in Hamburg nun auch live überzeugen: Am 30.7. spielt die Deutsche Kammerphilharmonie unter Järvi die achte und die fünfte Sinfonie - Sie wissen schon, die mit dem berühmten Anfang: "Ta ta ta taaaa". Abgerundet wird das Programm mit dem Titel "Beethoven pur" durch ein Violinkonzert; Solistin ist die renommierte niederländische Geigerin Janine Jansen, die auf einer Stradivari streicht. (Do, 30.7., 20 Uhr, Laeiszhalle).

Fünf Tage nach dem Programm mit dem großen Klassiker präsentiert das SHMF dann eine Begegnung mit seinen Nachfolgern aus dem 20. und 21. Jahrhundert: Das Hamburger Ensemble Intégrales widmet sich bei seinem Auftritt unter dem Motto "Youngstars - Neues (aus) Deutschland" Werken von John Cage und Karlheinz Stockhausen sowie den jungen und jüngsten Komponisten der Gegenwart. Dazu gehören unter anderem drei Talente, die zurzeit bei Ensemblemitglied Burkhard Friedrich an der Staatlichen Jugendmusikschule in Hamburg studieren. Zum Beispiel der 1990 geborene Johann Seidensticker, der ein Werk mit dem Titel "Ich bin ein Limes gegen das Nichts" geschrieben hat. Es erlebt im Konzert ebenso seine Uraufführung wie das Stück "Die Antike" des gerade mal zwölfjährigen Stefan Günther und Bruno Torres-Suñens "ausklingen", ein Auftragswerk des NDR. (Mi, 5.8., 20 Uhr, Hamburger Kammerspiele).

Das SHMF beschränkt sich jedoch nicht auf seinen diesjährigen Länderschwerpunkt Deutschland, sondern hat selbstverständlich auch andere Nationen und Facetten im Angebot - so wie bei dem Programm "Venezia - Schönheit und Trauer", für das der Designer Peter Schmidt einen imaginären Gang durch die legendäre Lagunenstadt Venedig inszeniert hat: Ein sinnliches Erlebnis mit Musik, Literatur und Tanz. Zu den Interpreten dieses besonderen Abends gehören unter anderem die Rezitatoren Isabella Vértes-Schütter und Tim Ehlert, Tänzer der Ballettschule von John Neumeier und das Ensemble Resonanz, das hier einmal mehr seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt. (Fr, 31.7. und Sa, 1.8., 20 Uhr, Ernst-Deutsch-Theater).

Karten unter T. 0431/57 04 70; www.shmf.de