Berlin. Spätestens seit „Poor Things“ ist das Frankenstein-Thema wieder auf die Leinwand zurückgekehrt. Auch „Lisa Frankenstein“ knüpft an das populäre Motiv an, gibt ihm jedoch einen ganz eigenen Twist.

Es gibt Dinge, die passen erst auf den zweiten Blick zusammen: Schokolade und Salz zum Beispiel oder Heavy Metal und Orchester. Diese Formel gilt auch für Horror und die 80er. In „Lisa Frankenstein“ treffen Axtmörder, Untote und abgehackte Körperteile auf Neonfarben, Aerobic und die wummernden Beats der Drum Machine.

Die Geschichte rund um Lisa (Kathryn Newton) und den unsterblich in sie verliebten Untoten (Cole Sprouse) stammt aus der Feder von Diablo Cody. Die oscarprämierte Drehbuchautorin kennt man bereits aus Filmklassikern wie „Juno“ und „Jennifers Body“. Ähnlich wie in der kultigen Horrorkomödie vermischt sich auch in „Lisa Frankenstein“ High-School-Drama mit blutigen Rachefantasien und Codys charakteristisch-schrägem Humor - ohne jedoch zu brutal oder explizit zu werden.

High-School-Drama mit blutigen Rachefantasien

Dabei erzählt sie die Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau, die nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter zurückgezogen in der neuen Familie des Vaters lebt. Am liebsten verbringt sie ihre Zeit auf dem Friedhof und schwärmt für einen viktorianischen Junggesellen, dessen Leiche sie aus Versehen in einer gewittrigen Nacht zum Leben erweckt. Dieser ist Hals über Kopf verliebt und versucht sie trotz verfaulten Körpers und der vielen Würmer, die immer wieder aus seinem Mund kommen, von sich zu überzeugen.

Das gelingt ihm auch langsam, indem er nach und nach die Menschen abschlachtet, die Lisa unrecht getan haben. Bei ihm springen dabei ein paar Körperteile ab, die Lisa ihm liebevoll annäht. Nach mehreren Solarium-Besuchen sieht der untote Romantiker auch wieder ganz ansehnlich aus. Interessant ist, dass seine abgefaulte Zunge zu keinem Zeitpunkt im Film ersetzt wird, sodass sich die - abseits vom Gemetzel - eigentlich sehr sanfte Kreatur nur durch Grunzen, Stöhnen und ausgefallene Gestik verständlich machen kann.

Ein untoter Romantiker

Das ist sowohl für Schauspieler Cole Sprouse („Hotel Zack & Cody“, „Riverdale“) praktisch, der sich kaum Text merken muss, als auch für Filmfigur Lisa, die nun endlich jemanden hat, der ihr einfach nur zuhört. Zugegeben - die Strategie, alle Menschen zu töten, die einem im Weg stehen, ist fragwürdig. Jedoch blüht Lisa von Mord zu Mord mehr auf, probiert ausgefallene Outfits à la Cindy Lauper aus und findet immer mehr zu sich selbst.

„Sie leben in einer Welt, in der der Tod nicht von Dauer ist“, sagte Regisseurin Zelda Williams in einem Interview. Sie finde Morden ebenfalls nicht gut, „aber in dieser Fantasieversion unserer Welt wird Lisa so zur besten Version ihrer selbst, auf eine sehr furchtlose und unverschämte Weise. Das gefällt mir bei jungen Frauen immer gut.“ Es ist der erste Langzeitspielfilm der jungen Regisseurin, die durch ihren Vater Robin Williams („Der Club der toten Dichter“, „Insomnia“) schon früh mit der Filmwelt in Berührung kam.

Nicht nur Regie und Drehbuch liegen in weiblicher Hand. Die Filmmusik kommt von Isabella Summers, die unter anderem als Gründungsmitglied der Indieband „Florance and the Machine“ bekannt ist. Die Verantwortung für die Kamera übernahm Paula Huidobro. Passend, stammt doch die literarische Vorlage des einflussreichen Frankenstein-Schauerromans von keiner anderen als Mary Shelley - einer damals 21-jährigen Jungautorin.