Berlin. Vom Drogenkoch zum verdeckten Ermittler: Der Hauptdarsteller der Kultserie “Breaking Bad“ unterwandert in seinem neuen Film “The Infiltrator“ das Kartell von Pablo Escobar. Der Fall des Undercover-Agenten Robert Mazur beruht auf einer wahren Geschichte.

So kennen ihn die Fans, so lieben sie ihn: Als Hauptdarsteller der US-Kultserie "Breaking Bad" wandelt sich Bryan Cranston vom harmlosen Familienvater und Chemielehrer Walter White zum berüchtigten Crystal-Meth-Koch und Drogenbaron "Heisenberg".

Für seine aktuelle Rolle wechselt der Schauspieler die Seiten: Im Achtzigerjahre-Thriller "The Infiltrator" soll er im kriminellen Sumpf von Florida die finanziellen Strukturen des Kartells von Pablo Escobar aufdecken.

Eine gefährliche Gratwanderung steht ihm also auch in diesem Film bevor. Das hält Cranston alias Robert "Bob" Mazur nicht davon ab, die Mission anzutreten. So überzeugt der Undercover-Agent seine Frau Evelyn (Juliet Aubrey), der er versprochen hatte, mit den verdeckten Ermittlungen Schluss zu machen, dass er diesen einen Auftrag unbedingt noch übernehmen muss.

Tampa, Florida, 1985: Unter dem Decknamen Bob Musella gelingt es Mazur, erst in die Kreise des Kartells vorzudringen und dann sogar ins Haus von Escobars rechter Hand Roberto Alcaino (Benjamin Bratt). Das gelingt ihm mit Hilfe seiner Kollegen Emir (John Leguizamo) und Kathy (Diane Kruger), der hübschen Pseudoverlobten im Pelzmäntelchen an seiner Seite. Aber kommt Mazur auch an den ebenso mächtigen wie misstrauischen Boss selbst heran?

Die Handlung des Films "The Infiltrator" beruht auf dem gleichnamigen Bestseller. Es ist die wahre Geschichte des verdeckten Ermittlers und Buchautors Robert Mazur, der Mitte der 1980er Jahre als Geschäftsmann Robert Musella tatsächlich Beweise für die verbrecherischen Umtriebe von Escobar sammeln sollte. Und für die daran beteiligten Bankmanager, die sich darauf spezialisiert hatten, das Geld aus den kriminellen Geschäften zu waschen.

Die Figur Mazur wird zur Paraderolle für Cranston, sobald die Schergen des Milieus beginnen, dem Mann zu trauen. Denn ab diesem Punkt entwickelt er sich zu einer zwiegespaltenen Persönlichkeit. Somit bewegt sich Cranston mit seinem Spiel auf den Spuren jener Figur, die er als "Breaking Bad"-Protagonist so kongenial verkörpert hat. Der Vergleich drängt sich auf, auch wenn Musella alias Mazur nicht eine so tiefgehende Entwicklung durchläuft, wie es in einer Serie möglich wäre.

Jedenfalls ist Mazur auch ein rechtschaffener Familienvater, der sich für seinen Job ein zweites Gesicht zugelegt hat. In einer der bemerkenswertesten Szenen des Films muss er wegen einer zufälligen Begegnung von einer Sekunde auf die andere in die Haut von Musella schlüpfen: Mit einem Augenaufschlag wird er vom liebevollen Ehemann zum aufbrausenden Choleriker. Zum Schutz seiner falschen Identität verleugnet er erst seine Frau und degradiert sie zu seiner Sekretärin. Dann stößt er wutentbrannt den Kopf eines Kellners mit voller Wucht in die Torte auf dem Tisch.

Starke Schauspielmomente wie dieser, eine spannende Vorlage für das Drehbuch, einige coole Stücke Musik (wie Curtis Mayfields "Pusherman") und ein lässiger Look: Die Zutaten für einen großen Genrefilm sind alle da. Dennoch kommt der mit rund zwei Stunden recht längliche Thriller "The Infiltrator" bis auf einige rasante Szenen nicht richtig in Fahrt - und könnte auf manche Kinogänger eher wie ein aus anderen Filmen zusammengestückeltes Nachahmerwerk wirken. So wird das Milieu-Drama von Regisseur Brad Furman ("Der Mandant") wohl nicht jeden Zuschauer gleichermaßen von Anfang bis Ende mitreißen.

The Infiltrator, Großbritannien 2016, 116 Min., FSK ab 12, von Brad Furman, mit Bryan Cranston, John Leguizamo, Diane Kruger