Hamburg. Mit “Elliot, der Drache“ bringt Disney einen fast nostalgisch anmutenden Familienfilm in das Sommerkino. Mit dem Schmunzelmonster aus dem Klassiker von 1977 hat der Protagonist einiges gemeinsam, seine Geschichte kaum.

Das Schmunzelmonster Elliot eroberte vor rund 40 Jahren die Herzen der jungen Kinozuschauer. Immer wurden die Abenteuer des freundlichen und Feuer speienden Drachen mit dem Waisenjungen Pete damals sehr charmant erzählt. Allerdings gab es auch Kritik: Der Film musste sich den Vorwurf der Naivität, Rührseligkeit und tradierten Rollenmodelle gefallen lassen. Dem Publikum war das egal - nun bringt Disney den grünen, flauschigen Drachen auch wieder auf die Leinwand, und "Elliot, der Drache" dürfe ähnliche Reaktionen auslösen wie einst.

Die Geschichte des aufwendig animierten Abenteuers ist schnell erzählt und nimmt nur wenige Elemente aus dem Klassiker auf: Nach einem Verkehrsunfall, bei dem die Eltern ums Leben können, irrt der kleine Pete (Oakes Fegley) alleine durch einen riesigen Wald, in seinem Rucksack das Bilderbuch "Pete’s Dragon". Ein solcher taucht dann tatsächlich auf, um den kleinen Jungen zu retten und ihm zum einzigen Freund und treuen Beschützer werden. Nach bester Mogli-Manier streifen die beiden durch die Wälder, liefern sich wilde Verfolgungsjagden, essen Beeren, kuscheln und schauen sich immer wieder Petes Buch an - die einzige vage Erinnerung an seine Eltern und ein Relikt aus einem anderen Leben.

Sechs Jahre später beginnen in der Nähe von Elliots und Petes Höhle Waldarbeiten, Pete sieht erstmals wieder Menschen. Auch die freundliche Wildhüterin Grace stößt auf ihn. Zögerlich nähert er sich ihr und folgt ihr schließlich in die nahegelegene Kleinstadt. Nach und nach berichtet er von seinem Freund Elliot, der erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Drachen aus den Erzählungen des etwas kauzigen Vaters von Grace (Robert Redford) hat.

Während Grace zusammen mit der elfjährigen Natalie, der Tochter von Sägewerkbesitzer Jack versucht, hinter das Geheimnis des sagenumwobenen Drachens zu kommen, wittern raffgierige Holzfäller das große Geschäft mit dem vermeintlichen Ungeheuer. Der durchaus beliebte Kampf zwischen fantasievollen Abenteurern und skrupellosen Geschäftemachern beginnt.

Regisseur und Drehbuchautor David Lowery siedelt sein Märchen in den 80er-Jahren an: Handys gibt’s noch nicht, die Kinder fahren BMX-Rad und Skateboard. Diese Kleinstadt scheint seltsam aus der Zeit gefallen - oder eben gerade eine Hommage an diese Zeit und deren Helden wie E.T. oder Alf zu sein. Das macht auch den einstigen Fans des Schmunzelmonsters aus den 70er-Jahren Spaß.

Natürlich spart auch dieses Disney-Abenteuer nicht an großen Emotionen und grellbunten Bildern: Da landen Schmetterlinge auf Elliots Nase, Blumen schaut man dabei zu, wie sie ihre Blüten öffnen, Käfer krabbeln in Großaufnahme über den vom Tau kühlfeuchten Waldboden. Försterin Grace findet in dem kleinen Jungen einen Gleichgesinnten und kommt dabei auch gleich ihrem Vater noch näher. Als kluger, alter Märchenonkel glaubt er an den Zauber und die Kraft der Fantasie - und an die Existenz des Drachens. Er selbst war ihm vor Jahrzehnten begegnet, doch weil er wusste, dass ihm sowieso niemand glauben würde, erzählte er die Geschichte als Märchen.

Der Plot mag ein wenig dünn sein, der Ausgang absehbar, die Rollen von Gut und Böse klar verteilt. Mittendrin ein gutmütiger, animierter Drache, der sich unsichtbar machen kann und ein unvoreingenommener Junge, der der Welt mit Offenheit und Ehrlichkeit begegnet. Bei all dem hochglanzpoliertem Kitsch und den extrem aufwendig, aber durchaus spannend inszenierten Verfolgungsjagden funktioniert dieses Märchen. Da kann man ihm Rührseligkeit und Naivität vorwerfen - es ist eine heile Welt, die gut tut.