Bora Dagtekins Komödie „Fack ju Göhte“ kehrt die Lümmel-Verhältnisse von 1968 um. Trotz des Klamauks wirkt der Film wie ein Soziogramm.

Die Hauptfigur von „Fack ju Göhte“, der Neuauflage der alten „Lümmel“-Filme, trägt den Vornamen Zeki. Die Hauptfigur in „Die Lümmel von der ersten Bank“ war Pepe. Damals hieß das Mädchen zum Verlieben Marion Nietnagel, jetzt ist es die ähnlich putzig-solide Lisi Schnabelstedt. Das überforderte Lehrpersonal heißt heute Ingrid Leimbach-Knorr. Urkomisch! Fiel 1968 Lehrer Dr. Knörz einem Lümmelstreich zum Opfer und ging ins Sanatorium, stürzt sich in Bora Dagtekins Film, Frau Leimbach-Knorr aus dem ersten Stock, weil sie die rebellische Klasse 10b (einst war es die 10a) nicht mehr aushält. Ersatz muss her. Trotz des Klamauks wirken beide Filme wie ein Soziogramm.

Der Ersatzlehrer von 1968 brauchte nichts weiter zu tun, als die Streiche zu durchschauen und sich in die Tochter des Direktors zu verlieben. Da ist Zeki Müller (Elyas M’Barek) von anderem Kaliber. Er kommt direkt aus dem Gefängnis und bewirbt sich in der Schule als Hausmeister, damit er nach seiner Diebesbeute graben kann, über die während seiner Knastzeit eine Turnhalle gebaut wurde. Nach Missverständnissen landet er als Pädagoge in der 10b.

Auf die 10a aus Wirtschaftswunderzeiten warteten sichere Arbeitsplätze, die 10b sieht ihre Zukunft illusionslos: prekariate Jobs, Hartz IV, Drogendealen – egal, wie viel sie lernt. Insofern ist die Umkehrung der Rollen so bitter wie konsequent: Es ist nun der Lehrer, der seinen Schülern Streiche spielt. Und bei seiner rauen Pädagogik der Straße schleppt er seine Klasse zu all den Hartzern und Drogies mit. Eine brutale Disziplinierung, die komisch wirkt, weil sie im schulischen Umfeld geschieht.

Zeki Müller ist der personifizierte Notenhammer, und so lange er hart bleibt, ist „Fack ju Göhte“ bissig und böse. Später finden Zeki und Lisi (Karoline Herfurth) doch noch zusammen. Dann endet alles wieder bei den „Lümmeln“ (und Dr. Specht). Und Uschi Glas, einst die Marion und jetzt die Leimbach-Knorr, geht in Pension.

Bewertung: empfehlenswert

„Fack ju Göhte“ D 2013, 118 Min., ab 12 J., R: Bora Dagtekin, D: Elyas M’Barek, Katja Riemann, tägl. in den Cinemaxx- & UCI-Häusern und im Hansa-Filmstudio; www.fjg-film.de