Mit vielen internationalen Stars ist in Hamburg die John-le-Carré-Verfilmung “A Most Wanted Man“ entstanden. Heute ist letzter Drehtag.

Hamburg. Geheimdienste arbeiten am liebsten unbemerkt von der Öffentlichkeit. Das ist aber kaum möglich, wenn man einen Spionage-Thriller wie "A Most Wanted Man" mit internationaler Besetzung in einer Stadt wie Hamburg dreht. Immer wieder sah man das Team der John-le-Carré-Verfilmung mal am Alsteranleger Alte Rabenstraße, mal vor dem Brahms-Kontor oder an den Landungsbrücken. Trotzdem wollten sich die Filmemacher nicht gern in die Karten gucken lassen. Vielleicht liegt es ja am Sujet.

Vor einigen Tagen in der City Nord ließ sich folgende Szene beobachten: Im leer stehenden Postgebäude werden Szenen aus dem Roman gedreht, der auf Deutsch "Marionetten" heißt. Es geht um einem illegal nach Deutschland eingereisten Moslem, der in Altona lebt. Er will viel Geld an muslimische Organisationen spenden und gerät deshalb in der Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001 ins Visier mehrerer Geheimdienste.

Erst einmal ist allerdings Drehpause in der City Nord. Oscar-Preisträger Philip Seymour Hoffman stellt sich wie die anderen aus der Crew an, um beim Catering eine Portion Tafelspitz abzuholen, und schlurft in Richtung Trailer davon. Dort steht schon Nina Hoss in roten Moonboots und gönnt sich eine Pausenzigarette.

Seit Ende September inszeniert der als Fotograf zu Ruhm gelangte Holländer Anton Corbijn die Stars Hoffman, Hoss, Willem Dafoe, Rachel McAdams, Robin Wright und Daniel Brühl vor der Kamera. Hoffman spielt Bachmann, der eine Einheit des Bundesnachrichtendienstes leitet, die am Rande der Legalität agiert. Nina Hoss kommt, tauscht Moonboots gegen Pumps und wartet auf ihre Szene mit Hoffman, der ihren Chef spielt. Probe: Bachmann bekommt einen Anruf. Auch der US-Geheimdienst würde sich nun für den jungen Moslem interessieren. "We need more time" (Wir brauchen mehr Zeit), nuschelt Hoffman in bester Brando-Manier in den Hörer. Regisseur Anton Corbijn scheint die Ruhe in Person zu sein. Der Holländer dreht seinen dritten Film. "Es ist immer noch aufregend für ihn, aber er ist natürlich ein erfahrener Bildgestalter", sagt Malte Grunert. Der Hamburger produziert den Thriller mit britischen Koproduzenten.

An 42 Drehtagen haben die Filmemacher etwa 60 Motive abgedreht. Der Tross von 130 Mitarbeitern ist deshalb an jedem zweiten Tag weitergezogen. Das Team hat die Hansestadt dabei auch aus ungewöhnlichen Blickwinkeln kennengelernt. So drehten sie drei Tage lang im Keller vom Schlachthof. "Es roch streng nach Tieren und Fleisch, war kalt und feucht, sah aber großartig aus", erinnert sich der Produzent. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) besuchte das Team am Set. "Mehr hätte man sich nicht wünschen können", freut sich Grunert über die Unterstützung durch viele Institutionen aus der Stadt. Mehr ging auch nicht, denn kein anderes Projekt wurde von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein 2011 mit mehr Geld unterstützt. Es gab immerhin 900 000 Euro. Auf den Filmfestivals in Berlin und Cannes sollen 2013 erste Ausschnitte von "A most wanted Man" präsentiert werden. 20 Kinoverleiher haben bereits vorab die Rechte gekauft.

Grunerts Appetit auf internationale Koproduktionen scheint ungebrochen zu sein. Für ein neues Projekt arbeitet er mit den Drehbuchautoren Neal Purvis und Robert Wade zusammen. Die kennen sich auch mit Geheimdienstgeschichten ganz gut aus. Ihre jüngste Arbeit kann man zurzeit im Kino besichtigen. Der Titel: "Skyfall".