Ein betagter Herr mit kräftigen Augenbrauen tritt vor den Spiegel, um seinen Anzug anzuprobieren. Gut, er passt immer noch. Aber wohin mit den zitternden Händen?

Schon im ersten Bild skizziert Regisseur Igor Heitzmann die Geschichte von "Nach der Musik": Eine Dokumentation über seinen Vater Otmar Suitner, der in den 60er- bis 80er-Jahren zu den renommiertesten Dirigenten gehörte und den Taktstock wegen seiner Parkinson-Erkrankung seit 1990 ruhen lässt.

Heitzmann bekam ihn früher selten zu Gesicht. Jetzt begleitet er Suitner bei Besuchen an alten Wirkungsstätten in Bayreuth, Berlin oder Wien und schaut ihm beim Musikhören oder Blättern in alten Fotoalben über die Schulter, lässt ihn von seinem ungewöhnlichen Leben erzählen: Suitner wirkte jahrzehntelang in der früheren DDR, durfte vollkommen unbehelligt die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland passieren und führte in beiden Staaten zeitgleich zwei ganz unterschiedliche Beziehungen. Seine Frau Marita lebte mit ihm in der DDR, Heitzmanns Mutter Renate wohnte in Westberlin, wohin Suitner am Wochenende zu Besuch kam. Dem Regisseur gelingt ein anrührendes, mitunter leise humorvolles Porträt, das zugleich auch unsentimental vom Altern und der Vergänglichkeit erzählt.

++++- Nach der Musik D 2007, 105 Min., o. A., R: Igor Heitzmann, täglich außer Mo/Di im Abaton; www.nachdermusik.de