“New Moon“ von Chris Weitz ist nur ein Schnellschuss und leider ohne jedes Gespür für die Gefühlsachterbahn verliebter Teenies.

Hamburg. Das waren noch Zeiten, als Vampir-Beau Edward (Robert Pattinson) mit bleicher Haut und kirschroten Lippen seine Bella (Kristen Stewart) anschmachtete und sie zusammen über die Regenwälder des Washington State abhoben.

Doch noch während "Twilight" mit grandiosem Erfolg durch die Kinos der Welt zog und die Mädchen reihenweise den Verstand verloren, wurde die Regisseurin Catherine Hardwicke gefeuert. Sie sei schwierig hieß es. Genau. Weil sie sich weigerte, die lukrative Fortsetzung sofort und ohne große Vorbereitung nachzuliefern. Das hat Chris Weitz ("About A Boy") jetzt getan. Und man sieht ihr den Schnellschuss ebenso an wie Weitz' fehlendes Gespür für den Schmelz jugendlicher Gefühle. Verwandelte Hardwicke die bedingungslose Teenie-Liebe in ein dampfend romantisches Märchen, kommt bei Weitz eine ungelenke Seifenoper heraus.

Das Herz gebrochen und von Visionen geplagt, irrt Bella durch das verregnete Kleinstädtchen Fork. Edward hat sie verlassen. "Du gehörst nicht in meine Welt", hat er zu ihr gesagt und ist verschwunden. Aber immer wenn Bella in Gefahr ist, taucht er als verschwommener Geist wieder auf. Also stürzt Bella sich von einer Klippe und rast mit dem Motorrad davon.

Edward kehrt dennoch nicht zurück und so rückt Naturbursche Jacob (Taylor Lautner) umso fleischlicher ins Licht. Pausbäckig und nach dem ersten Teil vom Rauswurf bedroht, hat er sich zum Job-Erhalt enorme Muskeln antrainiert, lässt keine Gelegenheit aus, sie aus seinem T-Shirt zu befreien und sieht dabei wie der Gogo-Tänzer einer Schwulenbar aus. Dabei ist Jacob jetzt Werwolf und beschützt die Menschen vor Vampiren.

"Du musst lernen zu lieben, was gut für dich ist", sagt er zu Bella und meint damit natürlich sich. Doch Bella will nur Edward und er will auch eigentlich nur sie - und so entspinnt sich ein vampireskes "Romeo und Julia"-Drama mit einem liebeskranken Werwolf dazu. Natürlich bleibt die Ménage-à-trois jugendfrei, Enthaltsamkeit propagiert die mormonische Bestsellerautorin Stephenie Meyer als das Größte der Gefühle. Vibrierte es in "Twilight" dennoch vor unerfüllter Liebe, braucht Weitz eine hüpfende Bella im Chiffon-Kleidchen und immer wieder Blumenwiesen, um davon zu erzählen.

Egal. Die Strategie ging auf, in den USA brach "New Moon" alle Rekorde. Ein Jahr lang sind die Fans schließlich mit Gerüchten angeheizt worden. Sind Bella und Edward auch im wirklichen Leben ein Paar? Kann Taylor Lautner Robert Pattinson das Wasser reichen? Damit zumindest kann man schon aufräumen: Kann er natürlich so überhaupt nicht!

++--- New Moon: Bis(s) zur Mittagsstunde USA 2009, 131 Min., ab 12 J., R: Chris Weitz, D: Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner, Martin Sheen, Dakota Fanning, täglich im Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, Hansa-Studio, Streit's, UCIs Mundsburg, Othmarschen-Park, Smart-City; www.twilight-filme.de