So viele Sommersprossen wie in diesem irischen Film hat man seit “Pippi Langstrumpf“ nicht mehr auf der Kinoleinwand gesehen.

Hamburg. Als starkes Mädchen ist die elfjährige Mary (Niamh McGirr) auch eine Erbin der beliebten Astrid-Lindgren-Figur, selbst wenn ihre Welt nicht die Takatuka-Insel ist, sondern ein nordirisches Dorf, das gegen den Strukturwandel in der ländlichen Region kämpft. Die Eltern haben einen Bauernhof, und wenn Mary aus der Schule nach Hause kommt, muss sie erst einmal in den Stall die kampflustigen Hühner füttern. Abends beim Essen herrscht dicke Luft. Der Vater (Colm Meaney) kann die Raten für den verschuldeten Hof nicht mehr bezahlen, und die Mutter (Susan Lynch) träumt von einem anderen Leben jenseits von dörflicher Enge.

Wenn die Eltern streiten, flüchtet sich Mary in die Werkstatt, wo sie sich eine Seifenkiste zusammengebaut hat. Mit ihrem besten Freund Tom (Jonathan Mason) fährt sie regelmäßig auf den Feldwegen und engen Straßen um die Wette.

In der Schule werden die beiden Bauernkinder drangsaliert, aber als der gut betuchte Vater eines Mitschülers zu einem Seifenkistenrennen aufruft, wollen Tom und Mary es den anderen einmal richtig zeigen. Das agile Mädchen, das Niamh McGirr ganz ohne altkluge Allüren spielt, setzt sich hier nicht nur gegen die arroganten Mitschüler in der Jungendomäne des Kartrennens durch, sondern kämpft auch mit den Problemen der auseinanderbrechenden Ehe der Eltern. Denn nicht nur Mary, sondern auch ihre Mutter erkennt, dass man für seine Träume kämpfen und das eigene Leben verändern muss.

"Das große Rennen" überzeugt vor allem dadurch, dass er elterliche und kindliche Welt gleichberechtigt und differenziert nebeneinanderstellt. Gerade Kinderfilme versuchen viel zu oft beim jungen Publikum zu punkten, indem sie sich von den Erwachsenenfiguren distanzieren. Regisseur André F. Nebe hingegen gelingt es in seinem Debüt bestens, seine junge Heldin durch die familiäre und soziale Realität zu leiten, ohne dass Spaß und Abenteuer auf der Strecke bleiben.

++++- Das große Rennen Dtl./Irland 2009, 86 Min., ab 6 J., R: André F. Nebe, D: Niamh McGirr, Colm Meaney, täglich im Abaton, Koralle (Do-So), Zeise; www.farbfilm-verleih.de/filme/dasgrosserennen.htm