Jean Cocteaus Meisterwerk “La Belle et la Bête“ läuft wieder im Abaton.

Er war Romancier und Essayist, Maler und Zeichner, Theater- und Filmemacher, und er verstand sein Werk durch und durch als Poesie. Er verteidigte seine Welt des Wunderbaren, Nebelhaften, Mysteriösen rigoros gegen den technischen Wahnsinn des 20. Jahrhunderts. Und auch wenn Jean Cocteaus Kino wie ein Relikt aus einer untergegangenen Epoche wirkt, es besitzt nach wie vor hypnotische Kräfte.

Sein surrealistisch angehauchter Märchenfilm "La Belle et la Bête" ("Die Schöne und das Biest") basiert auf einer Vorlage der Madame Leprince de Beaumont. Er entstand 1946 zu einer Zeit, als die Menschen "des sogenannten wirklichen Lebens müde waren" (Cocteau) und sich gern in eine Welt entführen ließen, in der ein als Prinzessin verkleidetes Bauernmädchen einen in ein Ungeheuer verwandelten Märchenprinzen trifft, in der das Schweigen, die Musik, der Wind und die schleppenden Kleider ein herrliches Abenteuer begleiten.

Das Ende des Märchens hat das Publikum überrascht und das Mädchen frustriert. Denn als die Bestie aus Kummer darüber stirbt, dass seine Liebste zu spät in das Schloss zurückkehrt, stellt sich heraus, dass sie in Wahrheit das traurige Tier geliebt hat, nicht den eitlen Edelmann, zu dem es erneut geworden ist. Denn nun erwarten sie nur noch die Langeweile und das Grauen des Alltags: ein Ehemann und ein paar schreiende Hosenmätze.

"Es gibt in diesem Film das Rätsel eines Blickes, der sich gleich bleibt und der seinen Sinn im Himmel finden wird", erklärte Cocteau. "Es gibt das Wort von Paul Eluard, den man fragte, was er von dem Film halte, und der antwortete: 'Um diesen Film zu verstehen, muss man seinen Hund mehr lieben als seinen Wagen'."

Nach der Premiere wurde Cocteaus Mythologie von Liebe und Tod verrissen: Die Kritiker urteilten, der Film sei für Kinder zu anspruchsvoll und für Erwachsene zu infantil. Welch ein absurdes Missverständnis.

Hamburg LIVE bringt dieses Meisterwerk des französischen Nachkriegskinos endlich zurück auf die große Leinwand - am 14. und 15. September ins Abaton

La Belle et la Bête Frankreich 1946, 90 Minuten, ab 16 Jahren, Regie: Jean Cocteau, Kamera: Henri Alekan , Musik: Georges Auric, Darsteller: Jean Marais, Josette Day, Björn Andresen, Nane Germon, Marcel André, Mila Parély; am 14./15.9. im Abaton, Infos zu Jean Cocteau im Internet: www.netcomuk.co.uk/lenin/JeanCocteau.html