„Coraline“ ist ein aufwendiges 3-D-Märchen für mutige Kinder von Regisseur Henry Selick.

Hamburg. Ein "Märchen für mutige Kinder" nennt Regisseur Henry Selick sein Abenteuer, das unter den gerade so populären 3-D-Produktionen mit Abstand die ambitionierteste ist. Und das wundert nicht.

Berühmt wurde der Animationskünstler 1993 mit Tim Burtons "The Nightmare Before Christmas", drehte später "James und der Riesenpfirsich" - und besticht in "Coraline" erneut durch fantastische Animation und eine Geschichte, die voller Liebe, aber auch unheimlich ist. Sie erzählt von der elf Jahre alten Coraline, die mit ihren Eltern gerade in das nebelverhangene Oregon gezogen ist, sich in der abgelegenen und maroden Villa schrecklich langweilt - bis sie eine Tür entdeckt, die in eine parallele Welt führt. Dort haben ihre Eltern plötzlich unendlich viel Zeit, verwöhnen sie und zaubern ihr einen wunderschönen Garten. Komisch nur, dass sie statt ihrer Augen Knöpfe tragen, und gruselig, dass sie das Mädchen irgendwann nicht mehr gehen lassen.

Coralines Abenteuer, ihre langsame Verführung und ihr Kampf, wieder in ihr altes Leben zurückzukehren, inszenierte Selick in klassischer Stop-Trick-Technik und mit handgemachten Puppen. Noch nicht einmal 20 Zentimeter ist Coraline groß, für jede Bewegung mussten ihr Körper minimal verändert und die Kulisse bewegt werden. Eine Fleißarbeit, bei der allein der Dreh auf 57 kleinen Bühnen fast zwei Jahre dauerte. Trotzdem schreckt Selick vor komplexen Szenen nicht zurück. Im Gegenteil: Für die Parallelwelt erfand er einen Garten, der ein Wunderwerk aus rankenden Pflanzen, singenden Blumen, aus Leuchtkäfern und Riesenlibellen ist - und für die schrulligen Nachbarn entwickelte er gleich eine ganze Zirkuswelt. In einer Dachboden-Manege führt der russische Dompteur Mr. Bobinsky sein Mäuseorchester vor, während sich die in die Jahre gekommenen Varieté-Künstlerinnen Miss Spink und Miss Forcible zu einem letzten Showact aufs Trapez schwingen.

Lange schon wollte Selick einen 3-D-Film drehen. Jetzt ist unter seiner Regie der erste entstanden, der Stop-Motion mit Dreidimensionalität verbindet. An Effekten ist Selick dabei nicht interessiert, nicht an billigem Schabernack oder knalligen Pointen. Und auch wenn sein Märchen sehr düster ist, setzt er nicht auf Schreckensmomente. Stattdessen gehen Geschichte und 3-D-Technik ineinander auf, vermitteln das Gefühl, mit Coraline durch ihre Welt zu wandern, und bestechen durch ihre kunstvolle Illusion. Manche Bilder erinnern dabei an die osteuropäische Zeichenkunst der 60er-Jahre, andere zitieren Botticelli oder Chagall - und alle feiern die Fantasie und sind dabei schaurig schön.

+++-- Coraline USA 2009, 100 Min., ab 6 J., R: Henry Selick, im Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, UCI Mundsburg, Othmarschen, Smart City, Internet: www.coraline-film.de

Alle Informationen zu aktuellen Neustarts und weitere News im Kino SMS-Dienst auf Ihr Handy.