“Affären à la carte“ von Danièle Thompson ist ein leichthändig und intelligent inszenierter Blick in das französische bürgerlich-intellektuelle Milieu.

Das können sie, die Franzosen, wohl besser als jede andere Filmnation: leichthändige, intelligente Komödien, die vor allem eines sind: wortreich. Und nicht von ungefähr drängen gerade jetzt, in den Sommermonaten, auffällig viele französische Filme in unsere Kinos: Auf "Das Mädchen aus Monaco" und Claude Chabrols jüngst angelaufenen "Kommissar Bellamy" folgen Ende Juli die Anna Gavalda-Verfilmung "Ich habe sie geliebt" und Agnès Jaouis Beziehungskomödie "Erzähl mir was vom Regen".

Essen und Reden - das sind die zentralen Bestandteile von "Affären à la carte", der vierten Regiearbeit von Danièle Thompson. Zwischenmenschliches wird offen und heimlich, über und unter dem Tisch ausgetragen. Anlass ist eine Dinnerparty im bürgerlich-intellektuellen Milieu, die die Scheidungsanwältin "ML" (der vollständige Name wird nie genannt) und ihr derzeit arbeitsloser Gatte Piotr in ihrer frisch eingerichteten Wohnküche geben. Ein Jahr später wird das Dinner mit denselben Gästen wiederholt - und nicht nur die Frisuren der Gäste, sondern auch die Paar-Konstellationen haben sich verändert. Was etwas konstruiert klingt, ist tatsächlich ein kluger Drehbucheinfall, der davon erzählt, dass manchmal nur eine Planänderung im Leben zum Glück führt.

Wie es der Ensemblefilm nun mal mit sich bringt, werden die Schicksale der einzelnen Figuren nur angerissen. Thompson gelingt es jedoch, jedem ein Profil, ein klar erkennbares Schicksal mitzugeben - dem Krebsarzt, der Flamencolehrerin, der gelangweilten Ehefrau. Das mag manchmal ein wenig überpointiert geraten, kommt aber ohne das Mittel der Karikatur aus und degradiert niemanden zum bloßen Funktionsträger. Ein Übriges tut die namhafte Besetzung der disharmonischen Runde mit Emmanuelle Seigner ("Schmetterling und Taucherglocke"), Dany Boon ("Willkommen bei den Sch'tis") und Karin Viard. Dass es die Frauen sind, die die Runde beherrschen, muss wohl nicht betont werden.

"Bitter-süß" werden solche Filme gemeinhin genannt, bei denen das Ernste und das Komische eng beieinander liegen. Bei denen gerade noch die Qualität der Käseplatte diskutiert wird - und Sekunden später sich eine zerbrochene Beziehung offenbart oder der Tod einschleicht. Wenn es gelingt, wie bei "Affären à la carte", erfährt man als Zuschauer so manches über das Sichselbstbelügen und den schweren Weg zum Glücklichsein, über Seitensprünge und zweite Chancen. Und wird nebenher noch bestens unterhalten. Die Franzosen eben ...

++++- Affären à la carte F 2009, 100 Minuten, ab 12 Jahren, R: Danièle Thompson, D: Karin Viard, Dany Boon, Emmanuelle Seigner u. a., täglich im Holi, UCI Mundsburg, Zeise; Internet: www.affaeren-a-la-carte.de

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