Nach “Dorfpunks“ kommt mit “Die Schimmelreiter“ Lars Jessens zweiter Norddeutschland-Film in die Kinos - ein lakonisches Roadmovie mit Peter Jordan und Axel Prahl.

Von Hamburg träumt so mancher. Auch Fuchs (Peter Jordan) trägt diese Sehnsucht in sich, wenn er mit seinem blauen 55er Buick Century über die Reeperbahn kreuzt. Aber mehr als schöne Frauen und Partys bis zum Morgengrauen interessieren ihn Friteusen und Verfallsdaten von Dönerspießen. Denn der Mann mit der Teddyboy-Tolle und der großen Hornbrille ist Lebensmittelkontrolleur. Und das aus Leidenschaft. Nur sein Betätigungsfeld hängt ihm inzwischen zum Hals raus: "Dithmarschen ist tot, mausetot!" Also wird der penible Saubermann in Hamburg bei der zuständigen Behörde vorstellig und lässt sich auf einen Deal ein. Um einen Job in Hamburg zu bekommen, muss Fuchs den Bruder des Dienststellenleiters bei sich aufnehmen. Tilmann (Axel Prahl) entpuppt sich jedoch als ganz besonderes Ekel. Als Fuchs seine letzte Dienstreise zwischen Büsum, Heide und Meldorf antritt, will Tilmann ihn unbedingt begleiten. Doch die Tour im Straßenkreuzer verläuft anders, als Fuchs es sich hätte träumen lassen.

Regisseur Lars Jessen, dessen "Dorfpunks" vor vier Wochen in die Kinos kam, erinnert sich in "Die Schimmelreiter" an seine eigene Jugend in Meldorf. An die flache, eintönige Landschaft, an die lakonische Sprache der Menschen hier, aber auch an den spröden Charme der Gegend im Südwesten Schleswig-Holsteins. Ohne großen technischen Aufwand hat er einen Mix aus Buddy-Film und Roadmovie gedreht, der genre-üblich auf den Gegensätzen seiner beiden Hauptfiguren beruht: Fuchs, penibel, bauernschlau, aber auch ein bisschen naiv und als Gegenüber den zynischen und rabiaten Tilmann. Natürlich läuft diese Dienstfahrt durch die gastronomischen Abgründe Dithmarschens irgendwann völlig aus dem Ruder.

Es gibt eine Reihe sehr komischer Begegnungen und Dialoge, aber der Film hat leider auch ein paar Hänger, in denen das Timing nicht stimmt. Aber das darf man diesem sympathischen B-Movie ruhig nachsehen. Im Vergleich der beiden "Tatort"-Kommissare hat übrigens Thalia-Schauspieler Peter Jordan die Nase leicht vorn, weil er seiner rührenden Figur mehr Tiefe gibt als der ruppige Axel Prahl. Jessens Hommage an die Provinz ist nett anzusehen, doch ein sonntäglicher Ausflug hinter die Deiche reicht. Wenn schon Döner, dann lieber in Ottensen.

+++-- Die Schimmelreiter D 2009, 85 Min, ab 12 J., R: Lars Jessen, D: Axel Prahl, Peter Jordan, Katharina Wackernagel, täglich im Abaton, Koralle, Zeise; www.die-schimmelreiter-im-kino.de