Berlin.

Im April 2014 ging die Nachricht um die Welt und löste eine internationale Solidaritätsaktion aus: Die Terrororganisation "Boko Haram" entführte 276 Schülerinnen aus dem nordnigerianischen Chibok. Trotz intensiver Suche blieben die Mädchen verschwunden. Später tauchten einige von ihnen zutiefst traumatisiert und verstört wieder auf.

Der "Zeit"-Journalist Wolfgang Bauer konnte mit Frauen sprechen, die von "Boko Haram" entführt wurden und hat ihre Berichte in seinem bewegenden Buch "Die geraubten Mädchen" veröffentlicht. Da ist etwa die Marktfrau Sadiya, die neun Monate gefangen gehalten und zwangsverheiratet wurde. Sie wurde schwanger von einem ihrer Peiniger. Auch ihre erst 14-jährige Tochter, die Schülerin Talatu, wurde zwangsverheiratet. Die Frauen erzählen von unvorstellbaren Grausamkeiten. Diese mutigen Zeuginnen des Terrors erhalten hier ihre Würde zurück. Auf der Anlagebank sitzt nicht nur "Boko Haram", sondern auch der durch und durch korrupte Staat Nigeria.

Wolfgang Bauer: Die geraubten Mädchen. Boko Haram und der Terror im Herzen Afrikas, Suhrkamp Verlag, Berlin, 189 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3-518-42538-1