München.

Um 4.00 Uhr morgens an einem Tag im Oktober 2014 drangen IS-Kämpfer in Kobane in das Haus von Mohammeds Familie ein. In einem blutigen Gemetzel töteten sie mehrere Familienmitglieder. Noch heute, da der junge Kurde längst in Deutschland ist, wacht er immer wieder um vier Uhr in der Früh auf.

Wie viele andere Flüchtlingskinder, von denen Ute Schaeffer in ihrem Buch "Einfach nur weg" erzählt, ist Mohammed traumatisiert. Die zwölf Schicksale dieses Buchs sind ganz unterschiedlich, doch jedes ist auf seine Art schwer. Amina aus der Elfenbeinküste floh vor einer Zwangsheirat, Yamina aus Guinea verlor ihre Eltern nach politischen Konflikten und wurde von Schleppern als Prostituierte missbraucht. Der Iraner Hassan wiederum verließ seine Heimat, weil er dort seinen christlichen Glauben nicht leben konnte. Das Buch ist jedoch nicht nur traurig, sondern auch hoffnungsfroh. Voller Optimismus hat etwa Ahmed aus Somalia in Oberhausen eine Lehre als Mechaniker begonnen. Die Biografien sind eingebettet in politische Hintergrundinformationen.

Ute Schaeffer: Einfach nur weg. Die Flucht der Kinder, Deutscher Taschenbuch-Verlag, München, 260 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 978-3-423-26119-7