Stuttgart.

Das Bild der Wikinger ist noch immer voller Klischees und Mythen: Die Nordmänner waren entweder grausame Barbaren, die plündernd und metzelnd durch halb Europa zogen. Oder sie waren Helden, furchtlose Seefahrer, die sich in fernste Länder vorwagten und neue Handelsrouten entdeckten. Ob in Comics, Fernsehserien oder Ausstellungen, die Wikinger beflügeln nach wie vor unsere Phantasie und verkaufen sich bestens.

Diesem gängigen Bild setzt der schwedische Mittelalter-Spezialist Anders Winroth in seinem Buch "Die Wikinger. Das Zeitalter des Nordens" eine differenzierte Analyse entgegen. Gestützt auf neueste wissenschaftliche, vor allem auch archäologische Erkenntnisse zeigt er, dass die Wikinger nicht nur Zerstörer, sondern auch Kulturträger waren. So ging Skandinavien unter den Wikingern zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert einen einzigartigen kulturellen und religiösen Sonderweg. Beispielhaft dafür stehen die skandinavischen Runenschriften, die sich aus Schriften des Mittelmeerraums entwickelten.

Anders Winroth: Die Wikinger. Das Zeitalter des Nordens, Klett-Cotta, Stuttgart, 368 Seiten, 24,95 Euro, ISBN 978-3-608-94927-8