Thomas Glavinic betritt in “Das Leben der Wünsche“ unwegsames Terrain, es schwankt unter der Last der Sinnfragen. Antworten gibt es keine.

Der Wiener Schriftsteller Thomas Glavinic verarbeitete vor zwei Jahren in seinem Roman "Das bin doch ich" die Ruhmsucht der Dichter. Sein selbstironisches Buch, in dem neben "Daniel Kehlmann" vor allem auch "Thomas Glavinic" auftauchte, war der bislang größte Erfolg des Österreichers und schaffte es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Vorher hatte er bereits fünf Romane geschrieben und besonders in "Die Arbeit der Nacht" einen existenzialistischen Zugang zur Welt gewählt. In seinem neuen Roman "Das Leben der Wünsche" kehrt Glavinic in das Kopfkino eines Suchenden zurück. Wieder heißt er Jonas, wieder ist die Grundstimmung düster. Und wieder wähnt man sich am Ende aller Tage, wieder liest man surreal-kafkaeske Szenen. Denn mit dem Jonas, der in "Die Arbeit der Nacht" die Untiefen des Alleinseins auslotet, korreliert in "Das Leben der Wünsche" ein Jonas, der seine Existenz als soziales Wesen mühsam berechnen muss. Er ist Vater, Ehemann und Liebhaber. Plötzlich eröffnet ihm ein abgerissener Unbekannter, dass er drei Wünsche freihabe.

Was toll klingt, ist der Auftakt eines beklemmenden Selbstverlustes. Er ist auf sich selbst zurückgeworfen, gefangen in albtraumhaften Sequenzen. Erlösung findet er einzig in der Liebe. Glavinic arbeitet viel mit den unbewussten Antrieben. Freuds Lehre war beruhigender, Fragestellung und Antwort zugleich. Bei Glavinic gibt es keine Antworten.

Thomas Glavinic Do, 17.9., 21 Uhr, "Cap San Diego" (U Baumwall), 10 Euro