Unter dem Titel “ Ornithopoesie“ zeigt die Kunsthalle das Werk des Hamburger Künstlers Georg Jappe. Die Schau ist bis zum 8. Juli. geöffnet.

Hamburg. Von Kindheit an spielten im Leben des Kunstprofessors, Kunst- und Literaturkritikers und Künstlers Georg Jappe (1936-2007) Vögel eine besondere Rolle. Er beobachtete ihren Flug, lernte sie unterscheiden, kannte ihren Gesang und ließ sich immer wieder aufs Neue von ihnen inspirieren. Nicht zu eigentlich wissenschaftlicher Beschäftigung, sondern zu seiner eigentümlichen grenzüberschreitenden Kreativität, die zwischen Bildender Kunst und Literatur, Kalligrafie und "optischer und akustischer Poesie" angesiedelt ist. "Ornithopoesie" heißt der Begriff, mit dem er sein künstlerisches Wirken beschrieb und der jetzt auch als Titel einer Ausstellung dient, die ab Sonntag vor und im Saal der Meisterzeichung der Kunsthalle gezeigt wird.

Rätselhaft und geheimnisvoll wirken die riesigen "Schreibtischblätter", die an den Wänden des ersten Raums hängen und den Besucher bereits auf das Gesamtkunstwerk dieser Ausstellung einstimmen, die die Künstlerin Lilli Fischer aus Fotografien, Buchwerken, Leporellos und Zeichnungen zusammengefügt hat. Jappes ziemlich schwer zu entziffernde, oft miniaturisierte Schrift, in denen er Gedichte, Vogellisten, Traumbeschreibungen, Landschaftsnotate und Beobachtungen formulierte, bildet Formen, die kalligrafisch wirken, zu Bildern werden und zum Beispiel die typische Keilform eines Vogelzugs bilden.

"Vögel sind das Gedächtnis der Landschaft", hat Jappe formuliert, der 22 Jahre lang als Professor an der Hamburger Kunsthochschule wirkte. Akribisch hielt er seine Beobachtungen fest, gab die Rufe der Vögel lautmalerisch wieder und nahm sie mit dem Rekorder auch auf, um sie in experimentellen Hörspielen mit menschlicher Sprache zu kombinieren. In der Ausstellung werden insgesamt 16 jener Vogeltagebücher gezeigt, die Georg Jappe von 1976 bis zu seinem Tod geführt hat.

Leicht zugänglich sind diese Werke gewiss nicht, wer die Ausstellung nicht ratlos wieder verlassen will, muss sich auf die Persönlichkeit dieses Künstlers einlassen. Doch ist es auch nicht notwendig, die komplizierten Schrift-Bild-Kunstwerke im Detail nachzuvollziehen, zumal sie sich zugleich als Kalligrafien betrachten lassen und einen ganz eigenen ästhetischen Reiz gewinnen.

Die Ausstellung ist ein Geschenk an die Kunsthalle, die hiermit erstmals einen Einblick in jenen Bestand bietet, den eine von Georg Jappe gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Lilli Fischer gegründeten Stiftung der Hamburger Kunsthalle überlassen hat.

Georg Jappe: Ornithopoesie. Hamburger Kunsthalle, 25.3.-8.7., Di-So 10.00-18.00, Do bis 21.00; zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog erschienen.