Die Amtszeit von ZDF-Intendant Markus Schächter geht dem Ende entgegen. Der Mainzer Sender hat ihm so manches zu verdanken.

Hamburg. Zuletzt ist also auch das noch geglückt: Am Ende der Amtszeit von ZDF-Intendant Markus Schächter , der heute seinen letzten Arbeitstag hat, wurde mit Markus Lanz ein Nachfolger für Thomas Gottschalk als Moderator von "Wetten, dass ..?" gefunden. Nun gehört die Moderatorensuche nicht unbedingt zu den Aufgaben eines ZDF-Intendanten. Und tatsächlich hat sich damit auch Schächters Programmdirektor und designierter Nachfolger Thomas Bellut beschäftigt. Aber dass in Sachen "Wetten, dass ..?" noch vor der Verabschiedung Schächters Vollzug gemeldet werden konnte, rundet das Bild einer insgesamt erfolgreichen Amtszeit ab.

Zu rechnen war damit nicht unbedingt. Als Schächter vor zehn Jahren gewählt wurde, galt er in dem von den politischen Parteien beherrschten ZDF-Fernsehrat nach einem schier ewig währenden Kleinkrieg als letzter verbliebener Kompromisskandidat. Was war so einem schon zuzutrauen?

Nun im Nachhinein betrachtet: eine ganze Menge: Der heute 62 Jahre alte Schächter initiierte die für den Sender wichtigen Digitalkanäle ZDFneo, ZDFkultur und ZDFinfo. So schloss das Zweite zur ARD auf, die mit ihren Dritten Programmen längst die zusätzlichen Abspielkanäle hatte, die sie sich in Mainz schon lange wünschten. Unter Schächter baute das ZDF seine Schulden ab. Das Hauptprogramm des Zweiten wurde mit Satire-Formaten wie "Neues aus der Anstalt" und der "heute-show" zumindest ein bisschen modernisiert. Und schließlich stemmte sich Schächter lange dem Wunsch der Unionsmehrheit des ZDF-Verwaltungsrats entgegen, den Vertrag mit dem ihr unliebsamen ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender nicht zu verlängern.

Doch die Causa Brender machte auch Schwächen des Intendanten Schächter deutlich. Es lässt sich nicht unbedingt sagen, dass er alle Mittel ausgeschöpft hätte, um seinen Chefredakteur im Amt zu halten. Weder ließ er das juristisch fragwürdige Vorgehen des Verwaltungsrats vor Gericht überprüfen - das tun nun die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hamburg im Rahmen einer Verfassungsklage. Noch drohte er jemals mit Rücktritt.

Beides hätte auch nicht zu ihm gepasst. Schächter ist ein Mensch, der Auseinandersetzungen bevorzugt im Konsens löst. Zudem scheint der konfliktscheue Modernisierer unterschätzt zu haben, dass es nicht gut ankommt, wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender mit sehr viel Gebührengeld Programm einkauft, das den Gebührenzahler bisher keinen Cent kostet. So geschehen mit den Spielen der Uefa Champions League, die bislang bei Sat.1 laufen und ab nächster Saison für gut 50 Millionen Euro pro Jahr im ZDF zu sehen sind. Zuletzt hat den sonst kostenbewussten Schächter geärgert, dass die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) seinen Sender rüffelte, weil er zu viel Geld für sein Personal ausgebe. Offenbar waren die Ausgaben für die Mitarbeiter der neuen Digitalkanäle und die ZDF-Mediathek im Internet nicht von der KEF abgesegnet worden. Das ZDF muss seine Personalaufwendungen nun in den kommenden vier Jahren um 75 Millionen Euro zurückfahren.

Vielleicht zieht ja Schächters Nachfolger Bellut aus dem KEF-Ärger die richtigen Schlüsse: Nicht für alles, was öffentlich-rechtliche Sender an zusätzlichen Angeboten gerne haben wollen, ist auch zusätzliches Geld vorhanden. Und es kann auch nichts schaden, wenn von diesen zusätzlichen Angeboten auch irgendwann das Hauptprogramm profitiert. Denn seit es ZDFneo gibt, fällt erst so richtig auf, wie altbacken - trotz der neuen Satiresendungen - das Programm des ZDF-Mutterschiffs über weite Strecken immer noch ist.

Aber es gibt Hoffnung: Unter einem Intendanten Bellut, heißt es im Sender, könnte Norbert Himmler Programmdirektor werden. Bisher ist er Geschäftsführer von ZDFneo.