Einen "Theaterroman" nennt der Schriftsteller Michael Buselmeier sein jüngstes Werk "Wunsiedel". Die autobiografische Geschichte spielt in der Theaterwelt, dort aber ausgerechnet in der fränkischen Provinz. In Wunsiedel finden jährlich die Luisenbergfestspiele statt. Dorthin verschlägt es den Erzähler Moritz Schoppe, der ein junger Mann ist und nach dem Abitur erstmals das heimische Heidelberg verlässt. Wie das so ist in jungen Jahren, hält sich der Nachwuchsschauspieler für ein kleines Genie. Das lässt er die etwas verschnarchten und aufs Konventionelle bedachten Theaterleute spüren. Nichts von experimentellem Theater, bloß nicht - der Eindringling hat es schwer, weil die umstürzlerischen 60er-Jahre in Wunsiedel nicht ankommen.

Michael Buselmeier, der 2010 in Hamburg mit dem Ben-Witter-Preis ausgezeichnet wurde, war mit "Wunsiedel" für den Deutschen Buchpreis nominiert. Sein Roman ist deswegen lesenswert, weil vor die Augen des ungestümen, larmoyanten und pathetischen Burschen die Sichtblende des über 70-jährigen Erzählers gestellt wird. Der alte Mann belächelt den jungen. Dass Buselmeier Schriftsteller wurde und nicht am Theater blieb, hat viel mit dem Scheitern in Wunsiedel zu tun. Sein Roman erinnert daran, dass man vielleicht nie so einsam ist wie in seiner Jugend. Wenn man ein wütender junger Mann ist, der noch viel zu lernen hat.

Michael Buselmeier: "Wunsiedel. Ein Theaterroman" 158 S., 18,90 Euro