Berlin. Der neue Preis für Popkultur hielt, was er versprach: mit Gewinnern wie Drangsal, Deichkind und Böhmermann gab es die ganze Bandbreite der Musikkultur - allerdings mit wenig weiblicher Besetzung.

"Ein neuer Zauber liegt in der Luft", sagte Moderator und Musiker Bernd Begemann (53). Der Zauber heißt Preis für Popkultur und wurde am Freitagabend das erste Mal im Berliner Tempodrom verliehen. 2000 Besucher und Künstler verschiedenster Sparten waren dabei.

Gekommen waren Newcomer wie Post-Punk-Sänger Drangsal (23) bis zu lang-etablierten wie die Elektropop-Band Kraftwerk. In zwölf Kategorien wurde nominiert. Der Preis für den "besten Solokünstler" ging an Singer-Songwriter Bosse (36). Die Berliner Band "Moderat" erhielt gleich zwei Mal einen Preis als "Lieblingsband" und für ihr Album III. "Bester Newcomer" wurde Max Gruber alias Drangsal. Und der Preis für die "beeindruckendste Liveshow" ging an die Hamburger Hip-Hop-Band Deichkind.

In seiner Dankesrede bemerkte MC Philipp Gütering (42), der den Preis stellvertretend für Deichkind in Empfang nahm, die auffallend schwache weibliche Besetzung. Zwar gab es einen Preis für die "Lieblings-Solokünstlerin", der wurde mit Peaches (47) und Mine (30) auch gleich zwei Mal vergeben. Daneben stand aber nur das Musikduo "Boy" als Live-Act auf der Bühne. "Ich würde mich freuen, wenn beim nächsten Mal mehr Frauen dabei wären", sagte Philipp Gütering.

Moderator Jan Böhmermann wurde in der Kategorie "schönste Geschichte" für seine "Schmähkritik" ausgezeichnet worden. Der 34-Jährige meldete sich per Videobotschaft: "Aus terminlichen Gründen, Magen-Darm-Problemen und weil ich gerade zwei juristische Verfahren am Laufen habe, kann ich mich nicht so einfach öffentlich äußern zu dem Thema, zu dem ich heute Abend ausgezeichnet wurde."

Gegen Böhmermann läuft unter anderem ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Es geht um ein Gedicht des TV-Moderators über den Staatschef, das Ende März für Wirbel gesorgt hatte.

Der neue Preis, der vom "Verein zur Förderung der Popkultur" vergeben wird, versteht sich als Alternative zu den meist von der Musikindustrie verliehenen Auszeichnungen wie beispielsweise dem Echo. "Einziges Kriterium ist die Musik, keine Erfolgsquoten", sagte Veranstalter Stephan Velten. Zu den knapp 400 musikaffinen Mitgliedern der Jury gehören Musikmanager, Blogger, Journalisten und Künstler.