Home Kultur & Live Größen der Musik-Geschichte im Star-Club Hamburg Größen der Musik-Geschichte im Star-Club 18.01.2016, 10:47 Uhr • Lesezeit: 1 Minute Als sich Jimi Hendrix vor dem Auftritt im Star-Club zerstreuen wollte, ging Robert Günther mit ihm in eine Spielhalle schräg gegenüber vom Club. Der begnadete Gitarrist erwies sich als einfallsreicher Pfennigfuchser: Weil er Geld sparen wollte, legte er einen Stapel Bierdeckel unter den Flipper, damit die Kugel nicht verschwinden konnte. Für Getränke lieh er sich Geld von Günther und versprach, es ihm später wiederzugeben. „Er hat aber nichts rausgerückt, das musste ich mir vom Schlagzeuger besorgen.“ © Robert Günther Weil sich Robert Günther im Star-Club mit den Musikern der Hitband The Troggs („Wild Thing“) angefreundet hatte, durfte er sie zum Frühstück im Pacific-Hotel am Neuen Pferdemarkt besuchen. Bier und Wodka genossen die Musiker schon am Vormittag in größeren Mengen. Nach dem Frühstück war Günthers Fotoapparat verschwunden. Da er noch Minderjährig war, veranlasste seine Mutter eine Hausdurchsuchung im Hotel, wobei auch die Zimmer der Troggs in Augenschein genommen wurden. Vergeblich, die Kamera tauchte nicht wieder auf. © Robert Günther Robert Günther war ein schmaler junger Mann, der noch bei seinen Eltern wohnte, als er die Fotografenlehre absolvierte. Im Star-Club konnte er kommen und gehen, wann er wollte. Dafür bekam er stets einen neuen Star-Club-Ausweis – nicht nur für den freien Eintritt, auch für den ungehinderten Aufenthalt hinter der Bühne. Den letzten Ausweis hat der heutige Rentner, der in Hamburg lange als Party-Veranstalter bekannt war, aufbewahrt. Er trägt die Unterschrift von Frank Dostal, heute stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der GEMA. Dostal, Achim Reichel und Kuno Dreyssee waren 1969 die letzten Pächter des StarClubs. © Robert Günther David Garrick hatte mit seinem Song „Dear Mrs. Applebee“ bereits einen großen Hit gelandet, als er 1966 im Star-Club gastierte. Er war TeenieStar, dem die Mädchen zu Füßen lagen – Geld aber hatte der Brite offenbar nie in der Tasche. Zumindest nicht an jenem Tag, als Robert Günther mit ihm einen Imbiss an der Reeperbahn aufsuchte. Die Currywurst konnte der berühmte Sänger nicht bezahlen. Günther musste zum Star-Club laufen und den Geschäftsführer holen, der den Gaststar des Tages auslöste und für ihn bezahlte. Robert Günther selbst wollte nicht auslegen, weil er mit der Zahlungsmoral der Musiker schlechte Erfahrungen gemacht hatte. © Robert Günther | Robert Günther An Tony Sheridan hat Robert Günther nur gute Erinnerungen. „Den habe ich eigentlich nie schlecht gelaunt erlebt“, sagt der Fotograf. „Wir haben so manches Bier zusammen getrunken und haben uns in den Pausen zwischen den Auftritten hinter der Bühne immer gut und angeregt unterhalten.“ Bei vielen Mitmusikern galt Sheridan als schwierig, für Günther aber war er zumindest im Star-Club-Umfeld ein guter Freund, der ihm auch die Tür zu manchem unnahbaren Star öffnete, damit er seine Garderobenfotos machen konnte. „Tony hatte jede Menge toller Witze auf Lager, ich habe wohl keinen Musiker so oft fotografiert wie ihn.“ © Robert Günther Im Star-Club waren sich Achim Reichel und Robert Günther häufig über den Weg gelaufen, aber der Termin bei der Bundeswehr in der Standortkommandantur Sophienterrasse hatte einen ganz anderen Charakter: Der berühmte Sänger der Rattles musste 1967 als Rekrut zur Bundeswehr. Er hatte Haare lassen müssen, brachte zum Dienstantritt aber eine Schallplatte mit. Die Bundeswehr ließ sich auf den Gag ein, stellte einen Plattenspieler und ließ das Fotografieren zu. Robert Günthers Reichel-Foto machte damals die Runde. Das Bild wurde in vielen deutschen Zeitungen und Zeitschriften gedruckt und ist bis heute bekannt. © Robert Günther Die Small Faces gehörten in den 60er-Jahren zu den angesagtesten Bands weltweit. Mit ihrem Psychedelic Rock füllten sie die größten Hallen. Im Star-Club traten sie 1966 auf, nachdem sie ihre ersten Hits gelandet hatten. Robert Günther war offenbar einen Schritt zu weit gegangen: Als er sich fast bis zur Bühnenmitte vorgewagt hatte, stürmte Bandleader Steve Marriott auf ihn zu und drängte ihn mit der Gitarre von der Bühne. „Ich dachte, der wollte mich verprügeln“, erinnert sich Robert Günther. Tatsächlich hatte es Marriott aber wohl nicht so ernst gemeint: Nach dem Konzert umarmte er den Fotografen und gab ihm ein Bier aus. © Robert Günther Robert Günther