Die Mittel sollen jetzt durch eine Benefiz-Auktionen zusammenkommen, die Werke bekannter Maler werden zugunsten des Vereins versteigert

Hamburg. Der Hamburger Kunstverein besteht seit 1817 und ist damit eine der ältesten Kulturinstitutionen der Stadt. Etwa 1800 Mitglieder hat dieser Verein, dessen Ziel von Anfang an darin besteht, noch nicht arrivierte Künstler zu fördern und auszustellen. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, ist der Kunstverein jetzt offenbar in eine ernste Krise geraten, die nichts mit inhaltlichen Aspekten zu tun hat, sondern allein mit der Finanzierung.

Auf der Homepage des Vereins heißt es: "Ab September 2011 kann der Kunstverein Hamburg keine Gehälter und keine Miete mehr bezahlen. Schon gar nicht die Kosten für die geplanten Ausstellungen tragen." Die alarmierende Meldung findet sich allerdings eher versteckt unter der Rubrik Auktion. Dort heißt es weiter: "Aus diesem Grund haben wir insgesamt 36 KünstlerInnen - die in der Vergangenheit im Kunstverein Hamburg ausgestellt haben - gebeten, Arbeiten zur Verfügung zu stellen, die in zwei Auktionen zu Gunsten des Kunstvereins versteigert werden: am 13. September 2011 im Kunstverein Hamburg und am 14. Oktober 2011 im Rahmen der 'Contemporary Art'-Auktion bei Sotheby's London. Der Erlös aus beiden Versteigerungen kommt in vollem Umfang dem Kunstverein zu Gute."

Von der Kulturbehörde erhält der Kunstverein eine jährliche Zuwendung von 474 000 Euro. 190 000 fließen zurück als Miete an die städtische Immobilienfirma Sprinkenhof. Zieht man Betriebskosten, Umlagen und Gehälter ab, bleibt ein Defizit von 50 000 Euro.

Diese Rechnung macht Florian Waldvogel, seit 2009 Chef der Kulturinstitution, im Vereinsblog auf, in dem er schreibt: "Die städtischen Zuwendungen für den Kunstverein Hamburg wurden seit 1994 nicht mehr erhöht und während bei anderen kulturellen Einrichtungen gerne auch die Tariferhöhungen für die Mitarbeiter übernommen werden, können wir erst gar nicht nach Tarif bezahlen." 338 Euro betrage die städtische Förderung pro Quadratmeter, gibt Waldvogel an, der einen Vergleich zu den Schwestervereinen in Hannover und Berlin zieht: Diese bekommen pro Quadratmeter 466 beziehungsweise 1600 Euro.

Abhilfe sollen nun die Erlöse der beiden Auktionen schaffen, auf denen unter anderem Kunstwerke von Georg Baselitz, Thomas Demand, Jörg Immendorff und Daniel Richter angeboten werden.

Am heutigen Abend ist eine außerordentliche Mitgliederversammlung anberaumt, deren einziger Tagesordnungspunkt merkwürdigerweise jedoch nicht die finanziellen Probleme sind. Verhandelt wird vielmehr eine Satzungsänderung, wonach der Kunstverein auf Antrag seines Vorstands ins Vereinsregister aufgenommen werden soll. Das hatte die Justizbehörde empfohlen, damit "die Gemeinnützigkeit des Kunstvereins vor dem Finanzamt eindeutig und dauerhaft" hergestellt werden könne.