Der Nachwuchsregisseur Max Zähle von der Hamburg Media School wurde in Beverly Hills mit dem bronzenen Studenten-Oscar ausgezeichnet.

Hamburg. Los Angeles in der Nacht zu Sonntag. Kameras klicken, Blitze blitzen. Und mittendrin steht der Hamburger Nachwuchsregisseur Max Zähle - und er strahlt. Gerade hat er für seinen Kurzfilm "Raju" den bronzenen Studenten-Oscar gewonnen. "Der ist groß und schwer", sagt der Filmemacher zur Presse, "der kommt auf eine Kommode in meinem Arbeitszimmer."

Das verbirgt sich hinter den Fassaden eines Gründerzeitbaus in Ottensen. Hier wohnt und arbeitet der 33 Jahre alte Absolvent der Hamburg Media School. Gerade ist er dort eingezogen mit Freundin und Hund. Dort steht in einer riesigen DVD-Sammlung "Citizen Kane" neben "Zombieland", "Absolute Giganten" neben einer David-Lynch-Box, dazwischen findet sich gleich zweimal "Keinohrhasen". "Wenn ich in Videotheken gehe, weiß ich oft nicht, was ich zu Hause so habe", sagt er, streicht sich durch die Strubbelhaare und klopft eine Zigarette aus dem Päckchen.

Der 23-minütige Film "Raju" erzählt die Geschichte eines deutschen Paars, das ein Kind in Kalkutta adoptieren will. Nach und nach erfahren die hoffnungsfrohen Adoptiveltern jedoch, dass es sich bei Raju nicht um einen Waisenjungen handelt, sondern um ein verschlepptes Kind. Zähle taktet seine Story mit eindringlichen Bildern und schnellem Rhythmus. Früher hat er in einer Band gespielt. Da hat er ein Gespür für Rhythmik entwickelt, das man allen seinen Filmen ansieht.

Zähle hat das Handwerk von unten nach oben gelernt: Er war Praktikant, Kabelträger, Cutter. Dann war der Wunsch da, eigene Drehbücher zu schreiben, Regie zu führen. Als er sich bei der Media School bewarb, war er bereits 30 Jahre alt und hatte bislang noch nie selbst gedreht. Als Bewerbungsstück reichte er dann sein Debüt ein: "Der Untermieter". Kurz darauf lief der Film bei Arte. Die Kurzfilm-Komödie "Wattwanderer", sein zweiter Film, gewann zahlreiche Preise auf Festivals.

Nun also "Raju". Sein wichtigster und bedeutendster Film. Nicht nur wegen des Preises. Nach der Veröffentlichung des Kurzfilms waren in Indien Journalisten auf die Waisenhaus-Problematik aufmerksam geworden. Mittels Undercover-Ermittlungen wurden zwei Häuser, die mit entführten Kindern Geschäfte machten, geschlossen. Zähle hat "Raju" mit geringstem Budget und größter Leidenschaft gedreht. Seine beiden Hauptdarsteller Wotan Wilke Möhring und Julia Richter hat Zähle durch das Drehbuch überzeugt.

Nun also der Studenten-Oscar in Bronze. Was folgt darauf? "Das Handy klingelt jetzt öfter", sagt er. Auch wenn es nicht so ist, dass er direkt feste Aufträge bekommt. Aber man möchte ihn kennenlernen. Und da ihm jetzt alle Türen offenstehen, durch welche wird er gehen? Berlin? Hollywood? "Nö, Hamburg bleibt. Ich bin ja gerade erst hier eingezogen", sagt er, grinst und raucht noch eine Zigarette.