Die 29-Jährige bekam eine Lola für ihre Rolle in “Der Fremde“ an einem fröhlichen Deutscher-Filmpreis-Abend in Berlin.

Berlin. Den ganzen Abend schon hatte sie so selig vor sich hin gelächelt, als habe sie es gewusst. Doch dann musste Sibel Kekilli (29) sich, angekommen auf der Bühne und nach einem Küsschen für Laudator Christoph Waltz (54), erst mal hinsetzen. Schuhe aus, durchatmen. Für ihre Rolle in dem Ehrenmord-Drama "Die Fremde", das auch die Bronze-Lola gewann, wurde sie am Freitagabend beim Deutschen Filmpreis als beste Schauspielerin ausgezeichnet.

Eine Welle der Sympathie schwappte ihr aus dem Publikum entgegen, und man musste unweigerlich an ihren Triumph mit Fatih Akins Drama "Gegen die Wand" denken, das sie ja auch irgendwie auf ihren Schultern getragen hatte wie nun "Die Fremde". Als bester Schauspieler gewann Burghart Klaußner (60), der ein selbst komponiertes Lola-Ständchen ins Mikrofon trällerte. Seine Auszeichnung war die vorletzte von insgesamt zehn Auszeichnungen für Michael Hanekes "Das Weiße Band", den haushohen Favoriten des Abends. So war denn auch die Lola in Gold keine allzu große Überraschung; hinzu kamen Preise für Regie, Drehbuch und Kamera.

Barbara Schöneberger (36) strahlte, pailettenglitzerte und war so gutgelaunt-schwanger, dass man ihr gleich noch ein paar Gala-Moderationen mehr vor der Entbindung wünschte. Überhaupt, die Laune: Angesichts der düster-ernsten Inhalte der nominierten Filme von Ehrenmord bis Missbrauch war es ein erstaunlich heiterer Abend - was an der Sonne über Berlin liegen mochte, die den Friedrichstadtpalast in goldenes Licht tauchte.

An der Tatsache, dass ein kluger Kopf, anders als im vergangenen Jahr, für ein Catering gesorgt hatte, das diesen Namen auch verdiente. Oder am gut getakteten Ablauf der Verleihung: kein langes Blabla über die Verdienste des Deutschen Filmförderfonds, sondern ein knappes Bekenntnis von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur deutschen Filmkultur: Haben wir, brauchen wir, wollen wir, schönen Abend noch, und ab. Anstelle von Dankesreden, in denen Onkel und Tante und der dritte Kameraassistent gegrüßt wurden, nahmen sich die Preisträger Michael Haneke (68) zum Vorbild, dem ein knappes Dankeschön ans Team genug der warmen Worte waren. Produzent Bernd Eichinger (61) wurde als Ehrenpreisträger derart enthusiastisch beklatscht, als wollten sämtliche Akademiemitglieder alle Nicht-Auszeichnungen der Vergangenheit wettmachen. Vielleicht war's aber auch einfach nur ein Abend, an dem man nicht schimpfen, sondern lieber applaudieren wollte, am allerliebsten Sibel Kekilli.