"Jud Süß" war mehr als nur ein ideologisch gefärbter Film, er war ein zentrales Instrument in der antisemitischen Propaganda der Nationalsozialisten. Propagandaminister Joseph Goebbels hatte ihn persönlich in Auftrag gegeben. Allein bis 1943 sahen mehr als 20 Millionen Menschen diese Ufa-Produktion, die alle antisemitischen Klischees bediente und zum Hass aufwiegelte. Bei der Deutschlandpremiere 1940 im Berliner Ufa-Palast am Zoo waren Nazi-Größen wie Goebbels anwesend. Reichsführer-SS Heinrich Himmler befahl Sondervorführungen für SS-Leute, die als Wachmannschaften in Konzentrationslagern eingesetzt waren. Bei der Produktion hatte es Probleme mit der Besetzung der Titelfigur gegeben. Eine ganze Reihe von Schauspielern wie Emil Jannings und Gustaf Gründgens lehnten die Rolle des jüdischen Finanziers und Ratgebers des Herzogs von Württemberg Süß Oppenheimer (1698-1738) ab. Ferdinand Marian sagte schließlich auf Befehl von Goebbels zu. Marian erhielt 1946 Berufsverbot und kam später bei einem Autounfall ums Leben. Regisseur Veit Harlan war nach Kriegsende zunächst als "unbelastet" eingestuft worden. Im Frühjahr 1949 wurde er in einem Schwurgerichtsprozess im Curiohaus wegen "Beihilfe zur Verfolgung" angeklagt. Da sich ein direkter Zusammenhang zwischen "Jud Süß" und dem Holocaust juristisch nicht nachweisen ließ, sprach ihn das Gericht frei. Anhänger des NS-Regisseurs trugen ihn auf Schultern aus dem Saal. In einem zweiten Prozess sprach ihn das Landgericht Hamburgam 29. April 1950 frei. Der Schauspieler Heinrich George, der in "Jud Süß" den Herzog von Württemberg spielt, wurde wegen seiner Mitwirkung an NS-Propagandafilmen inhaftiert. Er starb 1946 im ehemaligen KZ Sachsenhausen, das die Sowjets nach Kriegsende als Lager nutzten.