„Die Sindbadauken“ in der Opera stabile: Gute Idee, aber leichte Schwächen

Hamburg. Helgoland ist ein Stück backsteinrotes Pappmaché. Dahinter stecken drei Kinder ihre mit gelben Stoffschnäbeln bewehrten Köpfe durch einen strahlend blauen Tapetenhimmel und sagen „kri, kri“. So viel Lokalkolorit muss schon sein in „Die Hamburger Sindbadauken“ von Benjamin Gordon, das gerade in der Opera stabile der Staatsoper uraufgeführt worden ist. Denn die eigentliche Geschichte hat mit Hamburg etwa so viel zu tun wie die Kokospalme aus Plastik, die im Laufe der Vorstellung von der Decke herabgelassen werden wird.

Die Kokospalme steht natürlich für Südsee. Wir haben es hier nämlich mit der klassischen Abenteuergeschichte zu tun: Drei Kinder fahren mit dem Floß in die weite Welt hinaus, um einen Schatz zu finden. Klingt irgendwie nach Pipi in Taka-Tuka-Land oder so. Klar, Piraten kommen vor und ein Menschenfresser, der seinen bestialischen Appetit ganz postmaterialistisch von Tofubraten besänftigen lässt.

Doch dann tritt plötzlich der olle steinerne Bismarck von der Helgoländer Allee auf – und sein Chef Willem Zwo schnarrt und klingelt mit den Orden, dass das preußische Herz nur so hüpft. Der Haken dabei ist nur: Was sich der Librettist Francis Hüsers bei den Zwischenspielen gedacht haben mag, wird ein Grundschulkind nicht verstehen. Die Opulenz ist symptomatisch für diese Produktion wie für die Reihe „Opera piccola“. Es gibt zu viel von allem. Darüber tritt in den Hintergrund, wobei es bei Theater doch primär geht: eine kohärente Geschichte zu erzählen, die die Adressaten erfassen und verarbeiten können.

Wo sich das Geschehen auf einen Handlungsstrang konzentrierte, gingen bei der Schulvorstellung am gestrigen Dienstag die Kinder spürbar mit; vorher hatten sie still dagesessen und kaum etwas kommentiert. Herrlich Kirke Wohlgeruch, die Zauberin mit den Stinkefüßen, trotz Grippe mit Einsatz gespielt und gesungen von Sina Irmak. Benjamin Gordon lotste die Instrumentalisten sicher durch seine schwungvolle, zwischen Filmmusik und Ragtime changierende Partitur. Die jungen Sänger konnten sich gegen das Orchester nicht immer durchsetzen, das ist eben so bei unausgebildeten Stimmen.

Eine Produktion nur mit Schülern zu besetzen ist immer noch eine tolle Idee, trotz der strukturellen Schwierigkeiten. Was sich aber durchaus verändern ließe, wäre eine Konzentration der Darstellungsmittel. So hinterließ die Aufführung vor allem den Eindruck von Überfütterung.

Nächste Vorstellungen: Fr 13.2., 18 Uhr, Sa 14.2., 14.30 und 18 Uhr, So 15.2., 16 Uhr. Karten zu 8 bis 20 Euro unter T. 35 68 68