Es gibt Tage, da bin ich großer Verfechter der öffentlich-rechtlichen Programme: Nachrichten, Dokumentationen, sogar der eine oder andere Fernsehfilm führen dazu, dass ich den gern als „Zwangsabgabe“ gescholtenen Rundfunkbeitrag frohen Mutes bezahle, weil ich eine angemessene Gegenleistung dafür bekomme. Zum Beispiel am Dienstag, als Anja Reschke in den „Tagesthemen“ einen flammenden Kommentar wider das Vergessen der Gräueltaten der Nationalsozialisten abgab und ich kurz davor war, vom Sofa aufzustehen und zu applaudieren, so sehr sprach sie mir aus der Seele. Und dann gibt es Tage wie Mittwoch.

20.15 Uhr, beste Sendezeit also. In der ARD läuft irgendwas mit Schwaben und einer Kirche, die im Dorf bleiben soll – Sakralbauten halte ich maximal für architektonisch spannend, für die Mundart bräuchte ich Untertitel und für den Humor einen Holzhammer. Dass man sich dazu noch bei Shakespeares „Romeo und Julia“ bedient zu haben scheint, um die Story aufzubohren, macht die Sache nun wirklich nicht besser. Zum Glück gibt es die Fernbedienung, die dem TV-Elend aus Ober- und Unterrieslingen (Brüller!) nach wenigen Minuten der Schockstarre ein Ende setzt.

Im Zweiten läuft parallel dazu die Aufzeichnung eines Konzerts. Ein Format, dass man sonst maximal aus den Spartensendern oder von 3sat kennt. Popkultur zur Primetime, eine lobenswerte Überlegung. Wenn da nicht dieser eine Haken wäre. Es ist kein Konzert eines spannenden neuen Künstlers, kein einmaliges Event einer Band von Weltrang, das man nur mit viel Glück hätte miterleben können. Nein, es ist der Mitschnitt eines Konzerts von Helene Fischer, der Dauertourenden und ständig irgendwo ums TV-Eck lugenden. Liebe Programmplaner des ZDF, eine Frage: Braucht diese stromlinienförmige Galionsfigur des Formfleisch-Schlagers wirklich noch die Unterstützung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens bei ihrer Karriere? Und hatten wir nicht gerade vor einem Monat die große Helene-Fischer-Show im Zweiten? Die Antwort kennt der „Aus“-Knopf auf meiner Fernbedienung.

An dieser Stelle schreiben Joachim Mischke und Alexander Josefowicz im wöchentlichen Wechsel über die Welt des Fernsehens