Bei den Lessingtagen im Thalia Theater hatte Pascal Ramberts „Eine (mikro)ökonomische Weltgeschichte, getanzt“ Premiere.

Hamburg. Laien auf eine große Stadttheaterbühne zu stellen, ist immer ein Wagnis. Dilettantismus und Peinlichkeit sind zu befürchten. Der französische Autor, Regisseur und Choreograf Pascal Rambert ist einer, der diese Tretminen geradezu sucht und die möglichen Folgen bewusst in Kauf nimmt.

Das zeigt sich nun in der Premiere von „Eine (mikro)ökonomische Weltgeschichte, getanzt“ anlässlich der Lessingtage im Thalia Theater, die anschließend in der Gaußstraße zu sehen sein wird. Das gleiche Konzept hat Rambert bereits erfolgreich in Frankreich, Japan und den USA aufgeführt. Eine bunte Laienmasse dient als Medium, um die Auswirkungen wirtschaftlicher Nöte und Sorgen zu zeigen.

Im Schweinsgalopp durch 6000 Jahre

Thalia-Ensemblemitglied Daniel Lommatzsch führt als flapsiger Conférencier im Schweinsgalopp durch 6000 Jahre Wirtschaftshistorie. Ein wenig Pascal und Smith, eine Prise Keynes. Man erfährt von pazifischen Tauschritualen und dem Segen von Mikrokrediten. Nicht übermäßig fundiert und nicht sehr tief gebohrt. Ökonomie für Dummies. Zur Illustration liefern die Schauspielerinnen Franziska Hartmann, Marie Löcker, Maria Magdalena Wardzinska und Johanna Link ein paar launige Spielszenen.

Die Laien bewegen sich dazu als eine wogende Masse. Hier werden tatsächlich Tanzbewegungen angedeutet, dort scheinbar Arbeitsverrichtungen. Zwölf von ihnen summen im Chor. Die Idee der „sozialen Skulptur“ ist eine politische, im Theater noch immer revolutionäre. Das Einbrechen des Realen in den Kunstraum Stadttheater schafft eine besondere Zuschauernähe. Wir da unten haben mit euch da oben tatsächlich etwas zu tun. Jeder darf hier, frei nach Joseph Beuys, Künstler sein. Die Idee lässt sich aber meist – es gab lediglich zwei Wochen Proben – nur auf Kosten künstlerischer Qualität umsetzen. Die Skulptur findet ihre Grenzen spätestens dann, wenn die Akteure Selbstverfasstes und bewusst Unredigiertes am Mikrofon lesen.

Es gibt aber auch starke Bilder wie jenes: Geliebte Dinge, von der Tigerente über den pinkfarbenen Schnorchel bis zum Stoffhund, landen vor der Tür eines im Zuge der Immobilienkrise geplatzten Eigenheimtraumes.

Insgesamt ein konsequenter, aber leider nur halb geglückter Versuch einer Utopie.

„Eine (mikro)ökonomische Weltgeschichte, getanzt“ weitere Termine 10./11.2., 20.00, 27.2., 19.00, Thalia in der Gaußstraße, Gaußstraße 190, Karten T. 32 81 44 44; www.thalia-theater.de