Das Molotow Mach 3 Festival feiert drei Nächte mit Die Sterne und weiteren Bands

Das neue Molotow ist eine Wucht, ein Fluchtpunkt, ein Zuhause. Der Karatekeller die Treppe hinab ist so schön spröde, dass selbst der abgerockteste Jugendclub neidvoll ein wenig mehr Party-Patina aufzutragen versucht. Die Skybar im zweiten Stock lässt all die Hafen-Panorama-Edel-Tresen verblassen. Der Blick schweift über die Spuren der Reeperbahn, durch den Rausch der Lichter und Passanten. Und im Saal im Erdgeschoss, da stehen und spielen und schwitzen die Musiker auf der Bühne im Schaufenster. Spot an. Sound auf. Getränke und Gespräche. Gute Geister und große Gefühle.

Bei drei solch famosen Spielstätten in einer ist es nur konsequent, dass das Molotow unter dem Titel Mach 3 nun zum eigenen Festival lädt. An drei Abenden und Nächten versammeln sich Dutzende Hamburger Subkultur-Stars und kommende Szene-Größen, Rocker und Popper aus anderen Landen sowie DJs und Autoren zur wüsten Sause.

Spannend startet das Programm am Donnerstag mit Oscar & The Wolf. Mit seinen transparent tönenden Kompositionen zwischen Folk, Minimal-Techno und R'n'B wird dem jungen Belgier eine Verführungskunst wie Sade nachgesagt, bloß eben in post-modernerem Gewand. Der Ringer aus Hamburg wird die Kernkompetenz des Molotow – kluger Rock – lautstark zum Klingen bringen, während I Heart Sharks aus Berlin demonstrieren, welchen Sog der Pop entfalten kann. Und unter den zahlreichen Künstlern der ersten Nacht lädt Ira Atari zur angenehm überdrehten Electro-Party, bevor es sich dann für die nächsten beiden Nächte gesund zu schlafen gilt.

Dass dann zum Beispiel die Hamburger Die Sterne zu solch einer genre-übergreifenden Angelegenheit wie dem Mach-3-Festival aufspielen, ist stimmig. Zeigt die Band doch auch auf ihrem aktuellen Album „Flucht in die Flucht“, dass sie sich zwischen Rock, Blues, Funk und Pop nicht entscheiden muss. Und dass gute Gedanken kein Alter kennen. Daniela Reis und Fritzi Ernst alias Schnipo Schranke singen bei den Sternen nicht nur im Chor, sondern entern mit ihrer unverblümten wie poppigen Sicht auf die Dinge gleich selbst die Bühne. Zwei fertig aus dem Ei geschlüpfte Persönlichkeiten, bei denen das Wort Nachwuchs viel zu harmlos klingen würde.

Satter Rock'n'Roll wiederum fährt unter anderem mit The Last Things aus Hamburg in die Magengrube. Postpunk schmettert die Formation Lafote unter die Haut und direkt aus der Garage scheint der Fünfer Abramovicz herüber zu drönen. Poesie mit Piano verquickt Der Dichte Fürst, während die Türsteher mit „Zeit für Zorn“ zur Lesung für Hartgesottene laden. Doch wer sortiert dann unterdessen am Eingang die Monster der Nacht? Das Molotow wird das schon machen.

Molotow Mach 3 Do 22.1.–Sa 24.1. (Fr ausverk.), jew. 19.00, Molotow (S Reeperbahn), Nobistor 14, Tagesticket zu 10,-, Festival-Ticket zu 25,- im Vorverkauf; www.molotowclub.com