Ein bisschen manisch war das schon. Zehn Stunden Musik studieren, dann raus in die Nacht, drei Bands in drei Clubs hören, womöglich selber einsteigen und mitspielen bis morgens früh. Und das nicht nur am Wochenende, sondern jeden Tag. So hat Gabriel Coburger in New York gelebt, als er dort vor 22 Jahren Jazz studierte. Doch fast so exzessiv lebt er diese Musik bis auf den heutigen Tag. „In Berlin bin ich berüchtigt dafür, dass ich immer alles hören muss, was mich interessiert“, sagt der in Sasel aufgewachsene Musiker. Er ist die Integrationsfigur des zeitgenössischen Jazz in Hamburg – als großartiger, allseits respektierter Solist auf Flöte und Saxofon und unermüdlicher Organisator der Konzertreihe „Fat Jazz“.

Coburgers Frau ist Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Traditionelle Chinesische Medizin. Wenn er nicht gerade mit Roger Cicero auf Tour ist oder mit der NDR Bigband oder einem seiner eigenen Bandprojekte, geht es mit den beiden Töchtern am Wochenende auf den Reiterhof nach Fehmarn oder an die Schlei. Als Leader des Quintet Jean Paul spielt Coburger am Donnerstag auf einem Konzert, das zeigen soll, dass die Musiker, die Oldtime und Modern Jazz spielen, einander oft viel grüner sind als die Fans der beiden Lager. Mit seinen 47 Jahren kickt Coburger verletzungsintensiv bei den alten Herren von Altona 93. Zuletzt brach er sich den linken Zeigefinger – beim Fußballspielen mit seiner elfjährigen Tochter.