Hamburg. Seine Bauten sind funktional, aber leicht. Sie sind eher nüchtern, aber wunderbar transparent und von kühler Eleganz. Die in der zeitgenössischen Architektur oft beklagte Monotonie findet hier nicht statt, denn Meinhard von Gerkan hat den Menschen als Maßstab seiner Projekte nie aus dem Blick verloren. Der Architekt, der an diesem Sonnabend 80 Jahre alt wird, stammt aus Riga, wo er als Kind einer deutsch-baltischen Familie geboren wurde. In den Wirren der Kriegszeit verlor er die Eltern und kam als Pflegekind nach Hamburg – in eine Stadt, der er bis heute besonders verbunden ist.

Nach dem Architekturstudium in Braunschweig gründete er 1965 mit Volkwin Marg ein Architektenbüro, das unter dem Kürzel gmp firmiert und Weltruhm erlangt hat. Die Firma mit Hauptsitz in Hamburg und Filialen in Berlin, Aachen, Frankfurt, Peking und Shanghai realisierte zahlreiche Projekte in Hamburg wie das Hanse-Viertel, das Glasdach über dem Innenhof des Hamburg Museums und den Hamburger Flughafen. Auch der beispielhafte Flughafen Berlin-Tegel (1975), das heutige Terminal 1 des Stuttgarter Flughafens (1991), die spektakuläre Glaskonstruktion der Neuen Messe Leipzig (1991–95) sowie der Umbau des Berliner Olympia-Stadions gehören zu Gerkans vielfach gerühmten Großprojekten. Doch in wirklich großem Maßstab konnte von Gerkans Büro vor allem in Asien bauen. Spätestens als er mit „Luchao Harbour City“ in der Nähe von Shanghai eine völlig neue Hafenstadt für mehr als 300.000 Menschen realisierte, wurde der Architekt zum Städtebauer. Das urbane Konzept hat Hamburger Bezüge, weil sein Mittelpunkt ein kreisrunder See mit einer acht Kilometer langen Promenade ist, eine Art abstrahiertes und in geometrische Form verwandeltes Pendant zur Alster.

Weniger Glück hatte Meinhard von Gerkan in den letzten Jahren mit Großprojekten in Deutschland, zum Beispiel mit dem Berliner Hauptbahnhof, der zwar 2006 eingeweiht wurde, allerdings erst, nachdem erhebliche Änderungen am ursprünglichen Konzept vorgenommen worden waren, nach von Gerkans Meinung sehr zum Nachteil des Projektes. Noch weitaus schlimmer ist es um den Berliner Großflughafen BER bestellt, den von Gerkans Büro zwar entworfen hat, dessen Realisierung aber bis heute aussteht.

Sicher denkt der Architekt lieber an andere Projekte, etwa an das im April fertiggestellte Bürogebäude an der Hamburger Tesdorpfstraße oder an das elegante himmelwärts strebende Basketballstadion, das erst vor einigen Monaten in der chinesischen Millionenstadt Dongguan eröffnet wurde. Ans Aufhören denkt von Gerkan nicht. „Ich wurde Architekt aus Leidenschaft und bin es seitdem immer geblieben, bis zum heutigen Tag“, hat er vor Kurzem in einem Interview bekannt.