Unter den von „Panorama“ interviewten Pegida-Anhängern war auch ein Fernseh-Journalist. RTL spricht von einem schweren Schaden für den Berufsstand - und beendet die Zusammenarbeit mit dem Reporter.

Hamburg. Interviews mit Pegida-Demonstranten sind aufgrund der unter den Anhängern dieser Protestbewegung verbreiteten Vorurteile gegenüber der deutschen Medienlandschaft selten. Auch vonseiten der Veranstalter wird davor gewarnt, mit den etablierten Medien zu sprechen. Das vom NDR produzierte ARD-Magazin „Panorama“ war aus genau diesem Grund am vergangenen Montag dabei, als 15.000 Menschen in Dresden gegen die vermeintliche Islamisierung Deutschlands protestierten. Man habe die Pegida-Anhänger in eigenen Worten dokumentieren wollen. Dazu hat das Kamerateam mit verschiedenen Demonstranten gesprochen, um ihre Beweggründe zu erfahren. In der am Donnerstag gesendeten „Panorama“-Ausgabe sind Ausschnitte aus diesen Gesprächen zu sehen, der Sender stellte zudem die vollständigen Interviews online, um dem Vorwurf entgegenzuwirken, einzelne Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Nachträglich stellte sich heraus, dass einer der vermeintlichen Demonstranten in Wirklichkeit ein Reporter war, der im Auftrag des für den Privatsender RTL arbeitenden Landesstudios Ost verdeckt auf der Kundgebung recherchierte. Vor der Kamera äußerte er sich sehr kritisch zum Ausländeranteil in Deutschland, gab sich klar als Unterstützer von Pegida aus. Erst nach der Ausstrahlung von „Panorama“ informierte er den NDR darüber, dass er ebenfalls Reporter sei und distanzierte sich von seinen Äußerungen.

Volker Steinhoff, der Redaktionsleiter von „Panorama“, schrieb in einem Kommentar zum Vorgehen des Reporters, er habe „der Glaubwürdigkeit von Journalisten einen Bärendienst erwiesen“. RTL rechtfertigte die Undercover-Aktion mit der Zurückhaltung der Pegida-Anhänger gegenüber Journalisten. Der Reporter habe verdeckt recherchiert, „um Stimmungen und Aussagen für eine spätere Berichterstattung aufzugreifen“. Von seinem weiteren Vorgehen distanzierte sich der Sender schon in einer ersten Mitteilung deutlich. Am Sonntag berichtete das Onlineportal der „FAZ“, RTL habe die Zusammenarbeit mit dem Reporter beendet. Thomas Präkelt, der Chef des Landesstudio Ost von RTL wird mit den Worten zitiert, der Journalist habe „unserem Berufsstand durch sein Auftreten schwer geschadet“.