„Arthur Weihnachtsmann“ ist ein furioser Animationsspaß für die ganze Familie: Die Kleinsten amüsieren sich über die in bester Slapstickmanier abgelieferten Kapriolen von Elfen und Tollpatsch Arthur.

Die plietschen Kinder haben es ja schon lange geahnt: Bloß mit einem Schlitten und acht Rentieren schafft es der Weihnachtsmann ganz bestimmt nicht, allen Kindern auf der Welt ihre Geschenke zu bringen. Auch die kleine Gwen aus Cornwall fragt sich, wie das gehen soll. Und daneben geistern ihr noch mehr Fragen durch den Lockenkopf: Müsste der Weihnachtsmann, wenn es ihn denn überhaupt gibt, nicht schon furchtbar alt sein? Und wenn er am Nordpol wohnt, möchte sie unter anderem wissen, warum kann man dann bitte schön sein Haus nicht bei Google Earth sehen?

Einen Geschenkewunsch hat sie schließlich trotzdem: ein neues Fahrrad. Aber nur, wenn Weihnachtsmann und Schlitten bei der Zustellung nicht in Flammen aufgehen – der Geschwindigkeit wegen, die doch notwendig sein müsste, damit er es in nur einer Nacht rund um die Welt schafft.

Gwen muss sich eigentlich keine Sorgen um Geschenk und Weihnachtsmann machen, denn auch Santa Claus (der 20.) ist mit der Zeit gegangen, hat den Rentierschlitten gegen ein futuristisches Raumschiff und die Rentiere gegen eine Horde paramilitärisch ausgebildeter Elfen ausgetauscht. Und sein Sohnemann Steve führt die globale Operation Geschenkeübergabe in frisch gestärkter Uniform von einer Kommandozentrale aus, neben der sich die der Nasa wie ein Hobbykeller ausnimmt. Das klingt zwar erst einmal furchterregend und nur wenig festlich, doch wenn man weiß, dass neben Sony das britische Studio Aardman („Wallace“ & Gromit, „Die Piraten“) hinter dem Animationsfilm „Arthur Weihnachtsmann“ steckt, beginnt man schnell zu ahnen, dass einem äußerst vergnügliche und in keiner Weise weihnachts-blasphemische 90 Minuten bevorstehen.

Arthur ein Romantiker in Strickpulli und Pantoffeln

Denn neben dem saturierten Senior, der außer „Ho, ho, ho“ zu sagen und dekorativ auszusehen kaum noch etwas mit den Geschenken und den logistischen Herausforderungen zu tun hat, und dem von einem perfekt durchgeplantem Fest träumenden Erstgeborenen, der sich nichts mehr wünscht, als endlich seinen Vater zu beerben, ist da auch noch das Nesthäkchen Arthur. Der jüngste Sohn des Weihnachtsmanns ist ein hoffnungsloser Romantiker, der im Zeitalter des voll technisierten Fests der Liebe so fehl am Platz wirkt wie ein Adventskranz in der Designerwohnung.

Arthur trägt mit Vorliebe Strickpullis und Pantoffeln und ist von der Verwandtschaft in die Poststelle abgeschoben worden. Seine seltenen Ausflüge in die harte Realität, in der Hunderte Millionen Geschenke in wenigen Stunden verteilt werden müssen, geraten denn auch zu einem Aufeinanderprallen der Kulturen: Während der ehrgeizige Steve findet, ein einziges nicht ausgeliefertes Geschenk sei eine Fehlerquote, die ja nun wirklich mehr als tolerabel sei, und das amtierende Familienoberhaupt eigentlich nur schlafen will, ist für Arthur eine Katastrophe im Gange. Ein Kind wird am Weihnachtsmorgen aufwachen und kein Geschenk haben! Unvorstellbar!

Doch was tun? Zusammen mit Opa Weihnachtsmann (stolze 136 Jahre ist er alt und entsprechend skeptisch gegenüber technischen Neuerungen) macht sich Arthur daran, der kleinen Gwen ihr Geschenk zu überbringen. Sie stauben den längst eingemotteten Schlitten ab, spannen „Flitzer, Tänzer, Hüpfer! Bambi? Hänsel? Du da mit dem weißen Ohr...“ und die anderen Rentiere ein und machen sich dann auf gen Cornwall. Das sollte in Anbetracht einer Schlittenhöchstgeschwindigkeit von 80.000 Kilometern pro Stunde eigentlich nur ein kurzer Hüpfer sein. Doch dummerweise sind die Navigationsmöglichkeiten von Schlitten und Besatzung ausbaufähig – freundlich gesagt. Dazu kommen Probleme mit plötzlich auftauchenden Großstädten sowie hungrigen Großkatzen, doppelten Ortsnamen und der Tatsache, dass Arthur vor so ziemlich allem Angst hat – außer vor Kindern.

„Arthur Weihnachtsmann“ ist ein Familienfilm im allerbesten Sinn: Die Kleinsten amüsieren sich über die in bester Slapstickmanier abgelieferten Kapriolen von Elfen und Tollpatsch Arthur. Den Mittelgroßen wird genügend Action geboten, damit keine Langeweile aufkommt. Und die Erwachsenen dürften der süffisanten Kapitalismuskritik, dem Widerstreit von perfektem Management und romantischer Verklärtheit, mit feinem Lächeln folgen. In dieser Free-TV-Premiere ist wirklich für jeden etwas dabei. Außer vielleicht für völlige Weihnachtsmuffel, die das ganze Getue um leuchtende Kinderaugen nicht ausstehen können und zu Weihnachten lieber ihre Steuererklärung fertigstellen, als mit der Familie auf den Weihnachtsmann, das Christkind oder auch Onkel Klaus mit schlecht sitzender Bartperücke zu warten. Aber für die ist „Arthur Weihnachtsmann“ ja auch nicht gedacht.

„Arthur Weihnachtsmann“ 22.12., 20.15 Uhr, Sat.1