Geplatzte Projekte und rote Zahlen am Traditionsstandort: Dreharbeiten für Steven Spielberg schaffen Aufmerksamkeit, spülen aber nicht genug Geld in die Kasse. Große Studioproduktionen fehlen.

Potsdam/Berlin. Das Foto von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Hollywood-Regisseur Steven Spielberg, 68, und Oscar-Preisträger Tom Hanks, 58, am Filmset war überall zu sehen. Wieder einmal bescherte das Filmstudio Babelsberg Potsdam und Berlin internationale Aufmerksamkeit. Doch die traditionsreiche Filmfabrik kämpft um ihre Existenz. 2014 wird die Studio Babelsberg AG rote Zahlen schreiben. „Ich rechne mit einem Verlust von 2,5 Millionen Euro“, sagte der Vorstandsvorsitzende Carl Woebcken dem „Handelsblatt“. Er hoffe, „dass wir nächstes Jahr überleben“.

Der Grund für den finanziellen Engpass: Zwei wichtige Produktionen seien nicht zustande gekommen. „Es mangelt an Planungssicherheit“, sagt Studio-Vorstand Christoph Fisser. Hintergrund sei die Diskussion um Kürzungen des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) gewesen. So etwas beunruhige Filmschaffende. „Sie gehen dorthin, wo es das meiste Geld gibt.“

Bei den geplatzten Projekten handelte es sich laut Fisser um Filme, die vor allem im Studio gedreht werden sollten. Heißt: Die großen Hallen sind ausgelastet, es werden Sets vom Art Departement gebaut. „Wir können nur überleben, wenn wir solche Filme haben“, betonte er. „Wir haben einen riesigen Apparat, den wir versorgen müssen.“ Fest angestellt sind etwa 100 Menschen in Babelsberg. Bei Projekten wächst die Mannschaft auf 400 bis 500 Beschäftigten, zu Spitzenzeiten auch auf über 2000.

Dreharbeiten wie für Spielbergs Agententhriller „St. James Place“ (Arbeitstitel) schaffen Aufmerksamkeit, spülen aber nicht genug Geld in die Kasse. „Das sind tolle Filme – aber das Studio steht leer“, sagt Fisser. Im vergangenen Jahr war dies ähnlich: Auch gefeierte Filme wie „Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson, der für die Golden Globes nominiert ist, oder George Clooneys „The Monuments Men“ hatten viele Außendrehs. Nach einigen schwierigen Jahren wies die Bilanz des Filmstudios 2013 einen Gewinn von 843.000 Euro aus.

Eine Dividende wurde jedoch nicht gezahlt – auch mit Blick auf die wirtschaftlich schwierigen Jahre zuvor. Zuletzt hatte es 2008 eine Ausschüttung gegeben. Für 2016 hat die Aktiengesellschaft ihren Rückzug von der Börse angekündigt. Geplante Projekte hat Babelsberg zunächst zurückgestellt: Bevor kein besseres Investitionsklima herrscht, geht es mit dem geplanten Neubau der Kulisse „Berliner Straße“ nicht weiter, erläutert Fisser. Im August war der Grundstein für das mehr als zwölf Millionen Euro teure Projekt gelegt worden.

Filmförderfonds wird 2016 auf 60 Millionen Euro erhöht

Hoffnung macht dem Studiochef eine Entscheidung des Bundesrates: Die Länderkammer beschloss am Freitag, dass der Filmförderfonds 2016 wenigstens wieder auf 60 Millionen Euro erhöht werden soll. Die Regierungschefs folgten damit einem Antrag aus Brandenburg und Baden-Württemberg, nach dem die Bundesregierung für 2015 eine Kürzung der Förderung um zehn Millionen auf 50 Millionen Euro vorsieht. Auch die Allianz Deutscher Produzenten begrüßte die Entscheidung. „Der DFFF verbraucht keine Steuergelder, er vermehrt sie“, betonte Vorstandschef Alexander Thies. Im Kampf um die Förderung hatte die Filmbranche eine Studie zu den volkswirtschaftlichen Effekten in Auftrag gegeben. Nach den im Oktober veröffentlichten Ergebnissen hätte eine Kürzung der Förderung spürbar negative Auswirkungen.

Der von der Bundesregierung geschaffene DFFF hat von 2007 bis 2013 rund 750 Filmproduktionen mit insgesamt mehr als 418 Millionen Euro unterstützt. Jeder Euro, den der DFFF fördere, löse sechs Euro Investitionen in der Filmwirtschaft aus, schilderte der Sprecher der Filmförderungsanstalt in Berlin, Thomas Schulz. Studiochef Fisser übt sich derweil in Zuversicht. Für kommendes Jahr hofft er, dass zumindest eine große Studioproduktion in Babelsberg gedreht werden kann.