Die BBC hat das Abenteuerspektakel neu in Szene gesetzt, von Sonntag an ist der unterhaltsame Klassiker in der ARD zu sehen

Alexandre Dumas’ Klassiker „Die drei Musketiere“ neu zu verfilmen, das ist ein ziemliches Wagnis. Denn egal ob Jung oder Alt, mit den Namen Athos, Porthos, Aramis und D’Artagnan verbindet jeder Erinnerungen. An die Bücher, an ungezählte Film- und Serienvarianten von Klassikern wie der aus dem Jahr 1948, in dem Gene Kelly den jungen D’Artagnan spielt, bis zu „Der Mann mit der eisernen Maske“, einer zwar hochkarätig besetzten (unter anderem spielen John Malkovic, Jeremy Irons und Leonardo DiCaprio mit), aber letztlich doch enttäuschenden Umsetzung. Der britischen BBC ist es hingegen gelungen, den Abenteuer-Klassiker ebenso unterhaltsam wie sehenswert zu inszenieren.

Und das, ohne der Versuchung zu verfallen, auf das Rezept zu setzen, das die Serie „Rom“ erstmals einem großen Publikum vorführte und das in „Game of Thrones“ bis zur Perfektion vervollkommnet wurde: spritzendes Blut und ausführliche Kamerafahrten über unbekleidete Körper bei nicht jugendfreien Verrenkungen. Beides sucht man bei den Beschützern des französischen Königs Ludwig XIII. (Ryan Gage) vergebens. Für „Die Musketiere“ hat man sich vielmehr der alten Tugenden aus der Kategorie „Mantel und Degen“ besonnen, viel Wert auf opulente Ausstattung, auf kurzweilige Dialoge und ziemlich klare Grenzen zwischen Gut und Böse gelegt, die nur in den seltensten Fällen verschwimmen. Im Zweifel kann man sich darauf verlassen, wer den blauen Mantel der Musketiere trägt, ist auch vertrauenswürdig. Die Signalfarbe Rot hingegen, sie lässt Übles vermuten. Allen voran natürlich bei Kardinal Richelieu (Peter Capaldi), einem Machiavellisten par excellence, der weder vor Verleumdung noch vor heimtückischen Morden durch fremde und eigene Hand zurückschreckt, um seine Ziele zu erreichen und seine Ränkespiele zu verdunkeln. Oder, wie er es formuliert: „Gnade ist eine Sache Gottes.“

Zum Glück stehen ihm die (mehr oder minder) aufrechten Kämpen für das Gute entgegen: Aramis (Santiago Cabrera), Athos (Tom Burke) und Porthos (Howard Charles). Wenn die nicht gerade damit beschäftigt sind, sich mit den Schergen der roten Eminenz zu prügeln oder die Pariser Damenwelt zu verführen, stehen sie jedenfalls stets bereit, um ihren König zu beschützen. Ein Trio direkt aus dem Lehrbuch für sympathische Draufgänger. Und dann ist da ja auch noch D’Artagnan (Luke Pasqualino), ein jugendlicher Heißsporn, der den Musketieren erst einmal überhaupt nichts abgewinnen kann, verdächtigt er Athos doch, seinen Vater heimtückisch umgebracht zu haben.

Dass sich das Missverständnis ausräumen lässt, ist natürlich ebenso klar wie die Zukunft D’Artagnans als Vierter im Männerbund. Das klingt zwar alles wenig überraschend und sattsam bekannt, aber glücklicherweise haben sich die Autoren immer einmal wieder vom literarischen Original entfernt, beleuchten die Hintergründe ihrer Helden und lassen sie nicht nur für ihren Monarchen, sondern auch gegen ganz moderne Widrigkeiten wie der Spekulation mit Immobilien eintreten. Dabei wirken die neuen Handlungsstränge nicht unglaubwürdig, sie fügen sich ein in die von Dumas’ erschaffene Welt des 17. Jahrhunderts.

„Die Musketiere“, das ist eine Abenteuerserie im besten Sinn, die mit guter Produktion und Ausstattung, ebensolchen Schauspielern und Ideen beim Zuschauer punktet. Bei der Erstausstrahlung in England vor rund elf Monaten schalteten mehr als neun Millionen Menschen ein, die zweite, schon nach kurzer Zeit in Auftrag gegebene Staffel wird jenseits des Ärmelkanals Anfang des Jahres gezeigt. Hierzulande muss man darauf noch etwas warten, erst einmal zeigt die ARD die zehn Episoden der ersten Staffel ab Sonntag an fünf (Vor-) Weihnachtsabenden in Doppelfolgen. Nur an Heiligabend müssen „Die Musketiere“ pausieren, da ermittelt stattdessen Ottfried Fischer als „Pfarrer Braun“. Der hat zwar keinen Degen, aber immerhin auch einen schmucken Hut.

„Die Musketiere“, fünf Doppelfolgen ab So 21.45 Uhr, ARD