Die Menschenrechtsaktivistin Auma Obama fühlt sich Deutschland verbunden. Am heutigen Donnerstag moderiert die Kenianerin eine Ausgabe von „frauTV“. Die Halbschwester des US-Präsidenten im Interview.

Köln. Auma Obama ist eine spannende Persönlichkeit. Die 54-jährige Kenianerin, die in Heidelberg Germanistik studierte und in Bayreuth zu deutscher Gegenwartsliteratur promovierte, die als Journalistin und Dozentin arbeitete, ist heute vor allem in der von ihr gegründeten Stiftung Sauti Kuu (Starke Stimmen) tätig. Die will Kindern in aller Welt und besonders in den afrikanischen Staaten mehr Möglichkeiten geben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie macht sich darüber hinaus stark für eine Gesellschaft ohne Angst. Vor wenigen Tagen trat sie dem in Hamburg ansässigen Weltzukunftsrat bei, Anfang des Jahres eröffnete sie die Hamburger Lessingtage mit einer Rede, in der sie nachdrücklich für den lessingschen Toleranzgedanken und gegen die Angst vor dem Fremden eintrat.

Außerdem ist sie die Halbschwester des amerikanischen Präsidenten Barack Obama. Doch der hat mit ihrem Leben weniger zu tun, als man meinen möchte. Immerhin erfuhr sie erst im Erwachsenenalter, dass es ihn überhaupt gibt. Auma Obama führt ihr eigenes Leben mit ihren eigenen Zielen. Am Donnerstag moderiert sie eine Spezialausgabe der Reihe „frauTV“ im WDR Fernsehen, in der sie lokale deutsche Projekte vorstellt, die „Die Welt ein bisschen besser machen“.

Frau Obama, Sie haben in Deutschland studiert und kommen noch immer häufig her. Weshalb?

Auma Obama:

Die meiste Zeit ist die Stiftung der Anlass, aber ich habe auch sehr viele Freunde hier. Eine meiner besten Freundinnen lebt hier, und das Tolle ist, dass ich sie gleich am ersten Tag kennengelernt habe, als ich nach Deutschland kam, und wir sind seitdem befreundet. Unsere Kinder sind fast zusammen aufgewachsen. Und Mutter und Vater von ihr sind sozusagen meine deutschen Eltern.

Was verbinden Sie mit diesem Land?

Obama:

Es ist mir sehr vertraut. Und es ist interessant, weil ich elf Jahre weg war. Ich war in England, und die deutschen Freunde sind dann zu mir gekommen. Damals habe ich sehr wenig Deutsch gesprochen, aber als ich wieder mehr Kontakt zu Deutschland hatte, habe ich gemerkt, dass ich wieder reingerutscht bin, und dann konnte ich auch wieder Deutsch.

Die Studienzeit ist eine sehr prägende Zeit. Wie hat das Leben in Deutschland Ihr Leben und womöglich Ihre Stiftung beeinflusst?

Obama:

Es hat mein Leben, mein Erwachsenwerden sehr geprägt. Ich bin erst hier groß geworden. Ich bin aus Kenia weggegangen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich als Frau immer hören musste: „Das darfst du oder das darfst du nicht tun.“ Und dann kam ich hierher, und das war die Zeit der Frauenbewegung. Da hatte ich das Gefühl: Ja, hier kann ich reden, hier habe ich eine Stimme. Das war die Zeit, wo ich meine Identität entwickelt habe. Wahrscheinlich heißt „Sauti Kuu“ deswegen „Sauti Kuu“. Dann gab es die Tatsache, dass ich mich als Afrikanerin immer rechtfertigen musste, warum ich Deutsch kann, warum ich anders aussehe. Dass es dieses Stereotyp von mir gab als Afrikanerin – damit musste ich mich beschäftigen, um meinen Platz zu finden. Das passierte alles in Deutschland.

Sie möchten keine Frage zu Ihrem Halbbruder beantworten, stimmt’s?

Obama:

Was tut das zur Sache? Sie haben ja auch bestimmt Geschwister, und Sie werden nicht regelmäßig gefragt. Das nervt mich nicht mal, es wirft mich immer so aus der Bahn, weil ich denke: Was hat er damit zu tun? Weil ich ihn nicht als einen Präsidenten sehe. Ich sehe ihn als meinen Bruder.

Sie haben 2008 im Wahlkampfteam von Barack Obama mitgearbeitet – wie hat sich Ihre Arbeit für ihn dann fortgesetzt?

Obama:

Also, meine Arbeit ist meine Arbeit, seine Arbeit ist seine Arbeit. Es ähnelt sich in der Tatsache, dass wir uns sozial engagieren, ziemlich stark auf den Wert der Menschen pochen. Man kann sagen: Wir kommen vom gleichen Sprungbrett.

Aber warum hat diese enge Zusammenarbeit dann geendet?

Obama:

Es gibt keine enge Zusammenarbeit. Das war ein Wahlkampf, es ging um Politik, und es hört irgendwann auf. Wir wollten zeigen, dieser Mensch besteht aus mehr als nur Politik. Es ging da nicht um meine Arbeit zu dieser Zeit. Das muss man klar trennen.

„frauTV Extra: Die Welt ein bisschen besser machen“, 22.30 Uhr, WDR