Ein Geständnis von Volker Albers

Ich gestehe, ich habe es getan. 14 oder 15 muss ich gewesen sein. Auf den Straßen demonstrierten die Studenten gegen das Establishment, ich saß in meinem Zimmer und las – Jerry Cotton. Ein Groschenheft, wie die 64 Seiten langen Geschichten damals hießen. Drei, vier Hefte habe ich damals durchstöbert, bin im Geiste mit dem G-Man und seinem roten Jaguar E-Type durch die Straßen Manhattans gefahren, dem Verbrechen auf der Spur, die 38er Smith & Wesson immer griffbereit.

Mein Interesse an der Figur Jerry Cotton (die ein gewisser Delfried Kaufmann, Waschmittelvertreter der Firma Henkel, ursprünglich unter dem Namen Jeremias Baumwolle erfunden und an den Verleger Gustav Lübbe verkauft hat) erlahmte zwar schnell, die Lust auf Kriminalromane aber war geweckt.

Dass meine Liaison mit Jerry nur von flüchtiger Dauer war, wird ihn nicht weiter gestört haben. Bewunderer hatte er genug. Allein in den 1960er-Jahren hatten seine Geschichten (die immer mehrere deutsche Autoren schrieben, Heinz Werner Höber war der ausdauerndste) eine Auflage von 150.000 Exemplaren, Woche für Woche. Seit 60 Jahren erscheinen die Geschichten um den G-Man und Special Agent Phil Decker, weltweit sind bislang 900 Millionen Hefte verkauft worden. Jetzt liegt Heft Nummer 3000 unter dem Titel „Goodbye New York!“ an den Kiosken. Alle lieben Jerry Cotton. Ich war einer von ihnen.