Hamburg. Mythische Erzählungen und Gegenwartsthemen miteinander kurzzuschließen ist das Arbeitsprinzip der Künstlertruppe Kommando Himmelfahrt. In ihrer neuesten Produktion, „Die Speisung der 5000“, die jetzt auf Kampnagel Premiere hatte, haben die Musiktheatermacher die fiktive Vita von Thomas Alva Edison, dem Urvater des Kommunikationszeitalters, und die Heilsgeschichte des Neuen Testaments zusammengeführt.

Herausgekommen ist ein Stück, das wie in einem Making-of die Geschichte seiner eigenen Entstehung zeigt. Der Erfinder des Phonographen und Pionier der bewegten Bilder wird als Heiland des Zeitalters der technischen Reproduzierbarkeit vorgestellt. Seine Wüste liegt auf dem Mars. Seine Offenbarungen sendet er in Strichcodes. Seine Jünger und Gegner rätseln, spotten und singen poppige, mit Avantgardeklängen gewürzte Chöre und Songs aus der Feder von Jan Dvorak.

„Die Geschichte hat mich sehr beeindruckt, auch wenn ich sie in ihrer ganzen Tiefe damals nicht verstanden habe.“ So sagt einer der Protagonisten über Jesu Gleichnis vom Sämann. Ähnlich ergeht es dem Zuschauer mit diesem medialen Puzzle rund um Kommunikation und Kommunion.

Der Abend wirft auf unterhaltsame Art endlose Fragen auf. Doch hat man eine Nacht darüber geschlafen und sucht am nächsten Morgen die digitale Kopie des Theaterhappenings im World Wide Web auf, wiederholt sich die Urerfahrung aller Mediennutzer: Nichts ersetzt das Original und die Erfahrung, dabei gewesen zu sein.

Weitere Vorstellungen 17./20./21.12., jew. 20 Uhr