Mithilfe von Sponsoren rekonstruiert das Museum für Kunst und Gewerbe seine historische Turnhalle als neues Herzstück des Hauses

Hamburg. Vor ziemlich genau einem Jahr schrieb Sabine Schulze, die Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe, dem Ehepaar Michael und Christel Otto einen Brief, dem sie ein historisches Foto beifügte. Es zeigt die Turnhalle des Museums, die sich in der Mittelachse des Gebäudes am Steintorplatz befand, das ursprünglich neben der Sammlung für angewandte Kunst auch eine Gewerbeschule beherbergte. Das Bild beweist, dass dort offenbar nicht lange geturnt wurde, denn statt Sprossenwand und Reck befanden sich Kunstwerke in dem lichtdurchfluteten Raum, der sich vorzüglich für Ausstellungszwecke eignete. Da man in der Nachkriegszeit eine Zwischendecke einzog, ging dieser eindrucksvolle Saal verloren.

Für Christel und Michael Otto war das Foto so überzeugend, dass sie sich von Sabine Schulzes Idee überzeugen ließen, die historische Turnhalle wiederherzustellen. 500.000 Euro spendeten die Mäzene, weitere 300.000 Euro akquirierten die beiden Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) aus dem Denkmalschutzprogramm des Bundes, 200.000 Euro steuerte die Stiftung Denkmalpflege Hamburg bei. Als das Projekt am Freitag vorgestellt wurde, sagte Michael Otto: „Die historische Turnhalle wird wieder der zentrale Ausgangspunkt des Gebäudes werden und dem Museum eine neue Attraktivität verleihen.“

Das sieht die Direktorin ganz ähnlich. Sabine Schulze will das künftige Herzstück ihres Hauses nicht als Ausstellungsort für eine Spezialsammlung, sondern vielmehr als „Ort der Betrachtung, des vertiefenden Lernens, der Begegnung und der Kommunikation“ nutzen.

Mit der Wiederherstellung des ursprünglich größten Raumes des Hauses wird zugleich die historische Struktur des Gebäudes zurückgewonnen, was das Denkmalschutzamt ausdrücklich begrüßt. Den Auftrag erhielt das Architektenbüro Kleffel Papay Warncke, das sich unter anderem mit der Sanierung und Erweiterung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt einen guten Namen gemacht hat.

Wenn die Zwischendecke aus den 1950er-Jahren demnächst beseitigt wird, werden die Sonderausstellungsfläche im Untergeschoss und der darüber liegende Bereich für Porzellan und Fayence aufgegeben. „Für die Porzellane und Fayencen werden wir künftig eine andere räumliche Lösung finden“, sagt die Direktorin, die vom „kathedralenartigen Charakter“ des künftigen Raums schwärmt.