Eine Betrachtung von Tino Lange

Bob Dylan ist eine lebende Legende. Niemand würde daran zweifeln, dass der streitbare Versöhner von Folk und Rock der Prototyp des nur auf der Straße zwischen den Bühnen lebenden Sängers und Songschreibers war und ist. Die Ausstrahlung, das Selbstverständnis und die Erfahrung von Dylan reichen, um ohne viel Worte und Show-Brimborium einen Konzertabend wie im Oktober 2013 im CCH unvergesslich zu machen.

Frank Sinatra ist eine Legende. Niemand würde daran zweifeln, dass der 1998 gestorbene Sänger und Schauspieler der Prototyp des auf der Bühne auflebenden Entertainers war. Witz, Charme, Glamour und Swing und dann diese Augen! „Ol'Blue Eyes“.

Bob Dylan und Frank Sinatra, das ist Popkultur in Überlebensgröße, auch wenn beide Künstler unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch: Auf seinem nächsten, im Februar erscheinenden Studioalbum „Shadows Of The Night“ wird sich Bob Dylan ausschließlich Liedern widmen, die durch Sinatra berühmt geworden sind. „Ich wollte so etwas schon seit Langem machen, aber mir fehlte der Mut“, gab Bob Dylan zu. Schließlich mussten die fetten Bigband-Arrangements für Dylans fünfköpfige Band umgeschraubt werden. Und dann ist da noch dieses Detail: Frank „The Voice“ Sinatra hatte eine Stimme wie Las Vegas. Bob „The Voice of a Generation“ Dylan hingegen hat bei aller Liebe eine Stimme wie die Straße nach Las Vegas. Schon mutig, der Bob!