Und Schüler von zwölf Schulen betätigen sich dabei als Manager

Hamburg. Zu den vielen Besonderheiten des Musikwettbewerbs Tonali, der im vergangenen September zum vierten Mal stattfand, zählt das beständige Ideenwachstum seiner Macher. Amadeus Templeton und Boris Matchin, zwei Hamburger Cellisten mit Breitband-Sendungsbewusstsein, wollten es bei ihrer Unternehmung von Anfang an nicht beim Wettstreit um die besten jungen Instrumentalisten der Fächer Violine, Violoncello und Klavier belassen. Ein Kennzeichen ihrer Arbeit, bei der sie künstlerische Exzellenzförderung immer mit der Verankerung von klassischer Musik im Alltag auch sogenannter bildungsferner Jugendlicher zusammendenken, ist die aktive Rolle, die Hamburger Schüler auch abseits der paar Wettbewerbstage bei Tonali spielen. So hat jeder Kandidat eine Hamburger Schule zum Paten.

Jetzt haben die beiden Initiatoren ein neues Projekt bis zur Plakatreife vorangetrieben: „Zwölf.Orte – Klassik in deinem Kiez.“ Nach einem Auftaktkonzert am 14. Dezember im Sasel-Haus läuft zwischen dem 15. Januar und 21. Februar ein Hamburg-weites Festival mit Konzerten aller am letzten Wettbewerb beteiligten jungen Geiger. Das Besondere: Die Veranstaltungen finden ausnahmslos in Stadtteilkulturzentren statt, und sie werden von Schülern organisiert, die sich außerhalb des Unterrichts für die Sache einsetzen. Tonali nennt sie Schülermanager. „Was wir da machen, ist ein großes Wagnis“, sagt Tempelton. Schließlich rangiert in den allermeisten Stadtteilkulturzentren Klassik unter ferner liefen.

So sei eine Klassikreihe in der kulturA, dem Stadtteilkulturzentrum von Neu-Allermöhe, einst infolge mangelnden Publikumsinteresses entschlafen, erzählt Stefanie Schreck, die jetzt für ihr Zentrum mit „Zwölf.Orte“ einen neuen Anlauf wagt. Der 15-jährige Alex Aleksiev, der mit seiner Familie aus Bulgarien nach Kirchdorf übersiedelte, dort auf die Nelson-Mandela-Schule geht und selbst mit untrüglichem Balkan-Swing-Gefühl Geige spielt, freut sich auf die Aufgabe, mit seinen Schülermanager-Kollegen für den Tonali-Sieger Leonard Fu ein Konzert im Kultur Palast Billstedt zu organisieren.

Man wird sehen, ob das Publikum des Viertels, dessen Zuwanderergruppen nach Alex’ Beobachtung kulturell eher unter sich bleiben, dem Lockruf der Geige folgen wird. Aber einen Versuch ist es allemal wert. Tempelton spricht vom „Humus für die Musikstadt“, den es auszubringen gelte. Das Engagement der zwölf Stadtteilzentren sorgt auch für mehr Kontakt untereinander: „Es ist das erste Mal seit dem Comedy-Pokal, dass wir im größeren Rahmen zusammen was auf die Beine stellen“, sagt Friedemann Boltes vom Sasel-Haus. Wer wann wo und mit wessen Unterstützung spielt, steht auf der Website zwoelforte.tonali.de.