Hamburg. Ganz vorn wurden die ersten Nominierten für den Justus Brinckmann Förderpreis platziert: Im Zentrum des ersten Raumes der Messe für Kunst und Handwerk, die jetzt im Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) eröffnet wurde, hat das Designer-Duo Chmara.Rosinke eine Art Angler-Parcours aufgestellt, mit Räuchertopf, Bestecken, Kochgerät und feinstens verarbeiteten Holzgriffen. „Zurück zu den Wurzeln“ könnte man dieses Arrangement überschreiben, denn hier lagert Handwerkskunst vom alten Schlag.

Den begehrten Brinckmann-Förderpreis haben Chmara.Rosinke nun bekommen, der große Justus Brinckmann Preis ging an die kreative Besteck-Designerin Antje Dienstbir. Kuratorin Claudia Banz versucht jetzt im vierten Jahr, die Messe behutsam zu verjüngen, zu weiten und internationaler zu machen. Dennoch weiß auch sie, was global auf dem Spiel steht, nämlich die völlige Entwertung einstmals hochgeschätzter Handwerkskunst im Zeichen der Massenproduktion. „Es geht uns hier auch darum, handwerkliches Wissen weiterzugeben. Dafür wollen wir ein Forum bieten.“ Ein besonderes Gewicht liegt diesmal auf traditionsbewussten und dennoch innovativen asiatischen Kunsthandwerkern.

Der letztjährige Preisträger Kiho Kang beispielsweise hat Keramik erschaffen, die koreanische Formensprache und Materialauffassung mit europäischer verknüpft – eine entfernte Erinnerung an die Stillleben Giorgio Morandis. Auch was die Studenten der Uni Seoul hier an technischer Meisterschaft zeigen, ist beeindruckend. Trotz aller Neigung zur Reduktion offerieren sie enormen formalen, materiellen und farblichen Einfallsreichtum. Auch findet man auf der Messe die Arbeit eines Kunst-Studenten: Bongchull Shin spielt mit Licht und Schatten über einer Anordnung farbiger Plexiglasflächen, und er sagt in einem kleinen Film: „In der Leere kannst du Raum zum Denken finden. Alles ist mit allem verbunden, und alles bewegt sich“. Ebenfalls auf der Grenze zur Kunst bewegt sich dann Anke Neumann mit ihren wunderschönen, gefalteten Lichtpapieren.

Schmuck-Liebhaber finden hier ihr Mekka: Von Wolfgang Skoludas prächtigem Goldgeschmeide bis zu den technoiden Stecksystemen von Gabriele von Lehsten. Und ganz ohne Leder macht Inga Thomas mit ihren weiblich-eleganten, veganen Schuhen Frauenträume wahr. Als eine der Letzten beherrscht Sonngard Marcks noch die Kunst der Fayence-Malerei und präsentiert hier ihre blumen- und rankengeschmückten Gefäße.

Messe für Kunst und Handwerk 28.11.-7.12. im MKG