Ein weihnachtliches Familienmusical im Winterhuder Fährhaus

Hamburg. Vorbilder gibt es einige. Natürlich das Buch von Charles Dickens, Verfilmungen, sogar eine der „Muppets“ mit Michael Caine in der Titelrolle. Aber ein Musical, ein Familienmusical von „Eine Weihnachtsgeschichte – dem geizigen Scrooge geschieht das Weihnachtswunder“, das gab es in Hamburg bisher noch nicht.

Da musste erst Christian Berg kommen. Der Produzent, Autor und Schauspieler („Jim Knopf“, „Peter Pan“) ist in diesem Metier ein Vielschreiber. In der Komödie Winterhuder Fährhaus hat er für die Uraufführung seiner „Weihnachtsgeschichte“ Michael Schanze als Komponisten gewinnen können. Eine durchaus fruchtbare Zusammenarbeit.

Der frühere Schlagerstar und TV-Moderator („1,2 oder 3“) hat die im London des 19. Jahrhunderts angesiedelte Handlung leicht rockig angereichert, ohne die Balladen zu vergessen. Wenn der kranke Junge Tiny Tim (Alexandra Kurzeja) und sein Vater Bob Cratchit (Steve Alex) „Ein Stern“ besingen, rührt ihr Duett die Herzen. Ein Highlight zum Ende des mit 70 Minuten indes nicht nur für manch kleinen Besucher etwas zu langen ersten Teils.

Ein Grund: Berg inszeniert sich als Bobs Chef Ebenezer Scrooge immer gern auch selbst. Das gelingt, wenn er sich als Weihnachtshasser darauf beschränkt, das frohe Fest knauserig und grantig mit „Alles Humbug“ abzukanzeln. Oder wenn er mit seinem Ensemble Jung und Alt auffordert, Big Ben zum Tönen zu bringen: „Bim, Bam, Bam, Bam!“ Die drei weiteren Geister, die Scrooge nach der Begegnung mit dem Geist seines Ex-Geschäftspartners Marley in der Heiligen Nacht erscheinen, wirken vor der Kulisse Londons nicht so schreckhaft wie in Dickens’ durchaus sozialkritischem Original.

Valerija Laubach, auch als Mrs. Cratchit zu sehen, entführt Srooge und das Publikum als schön durchgeknallter und steppender Geist der vergangenen Weihnacht in dessen Jugend. Petter Bjällö zeigt ihm als Geist der gegenwärtigen Weihnacht nicht nur das ärmliche und warmherzige Leben der Familie Cratchit, der Musicaldarsteller überzeugt auch gesanglich. Alexandra Kurzeja gibt als Geist der zukünftigen Weihnacht das mahnende Gewissen. Sprechende Laternen oder singende Fenster sind humorvolle Gimmicks. Warum sich Berg aber bei der Premiere auf Kosten eines Onkels in Reihe eins lustig machen musste, bleibt sein Geheimnis. Besser passte da sein Dialog mit zwei Mädchen auf der Bühne: Was er ihnen geben müsse, damit sie auf Weihnachten verzichteten, fragte Berg. „Ein Haus!“, antwortete das eine. Das zweite sagte: „Einen Hasen!“

„Scrooge – eine Weihnachtsgeschichte“ ab 4 J., bis 28.12., Komödie Winterhude, T. 48 06 80 80