Literatur und Film funktionieren oft wie die molekulare Küche: einfache Geschichten zerhacken, mit anderem Gehackten zusammenbringen, Erzähltechniken anwenden, und abwarten, was passiert. Das Rezept der Curryblätter-Zimt-Kokosöl-Essenz steht im Anhang von Martin Suters Roman „Der Koch“, nun verfilmt von Ralf Huettner.

Bei dem Koch handelt es sich um einen der 40.000 Tamilen, die es vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land in die Schweiz verschlagen hat. Er heißt Maravan (Hamza Jeetooa), hat die Magie und die Macht des Kochens bei seiner Großtante gelernt und steht jetzt als papierloser Hilfsrührer in der Küche eines aufgeblasenen Zürcher Sternekochs. Was ihm nicht angemessen ist, denn er ist ein Wunderkoch, ein Hexenmeister des Rotationsverdampfers und kann etwa mittels molekularer Küche erloschene zwischenmenschliche Gefühle wieder zum Lodern bringen.

Seine lesbische Kollegin Andrea (Jessica Schwarz) kocht er mittels gelierter Spargel-Ghee-Phallen derart um den Verstand, dass sie kurzfristig ihre sexuelle Orientierung vergisst. Woraus die beiden schnell eine prima Geschäftsidee entwickeln und nach einer gewissermaßen paartherapeutischen Phase ins große kulinarische Kuppeleigeschäft einsteigen. „Der Koch“ könnte also ein ziemlich lustiger und ziemlich sinnlicher Film sein. Wird er aber nicht: Je länger er vor sich hin simmert, desto mehr gerät die Story aus der Balance.

Dass er nicht lustig ist, liegt daran, weil das so im Roman steht. Er muss auch den Moralischen kriegen. „Der Koch“ ist der Entwicklungsroman eines Unpolitischen.

++--- „Der Koch“ D/CH 2014, 106 Min., ab 12 J., R: Ralf Huettner, D: Hamza Jeetooa, Jessica Schwarz, täglich im Passage; www.der-koch.senator.de