Hamburg. Bei „Schwanensee“ denkt man an aufgereihte Schwäne im weißen Tutu. An eine unheilvolle Liebesgeschichte um einen Prinzen, eine verzauberte Prinzessin und einen intrigierenden Magier und seinen schwarzen Schwan. Auf den märchenhaften Charakter besinnt sich nun Birgit Scherzer in ihrer Regie und Choreografie einer von Barbara Hass erstellten Version von „Das Märchen vom Schwanensee“ als vorweihnachtliches Schauspiel mit Tanz im Theater für Kinder.

Fulminant erobert sich das Ensemble schon in den ersten Minuten den Raum. Prinz Siegfried (Otwin Biernat) soll auf Wunsch seiner Mutter heiraten. Doch der Schlacks mit Hippietuch um den Kopf kickt lieber Bälle mit seinem Kumpel Benno (Maximilian Popp). Jungsfreundschaft statt Mädchenromantik. Bühnenbildnerin ÄNN hat dazu einen Wald aus mit Graffiti besprühten mobilen Modulen geschaffen.

Die Fassung bietet auch den Nebenrollen Raum zu glänzen, so Eva Langer als Pflegetochter von Siegfrieds Mutter Berthe, Pi-Lu, die sich erst aufmüpfig gibt, dann kleinmädchenhaft in Benno verguckt. Herrlich fies das Duo aus Zauberer Rotbart im Ganzkörperkostüm und Odile, seiner Tochter, die sich eine königliche Hochzeit in Gestalt der anmutigen Odette, Prinzessin von Burgund (Maren Meyer), ergaunern will.

Wunderbar wird das munter erzählte Geschehen getragen von der Musik Peter Tschaikowskys, hier als Kammermusik kraftvoll interpretiert von dem Pianisten und musikalischen Leiter Tjaard Kirsch, der Cellistin Erika Sehlbach und der Flötistin Christiane Stein. Auf ein anmutiges Schwanenballett im zum See dekorierten Bühnenvordergrund muss niemand verzichten. Und auf ein Happy End auch nicht. Unbedingt sehenswert. Nicht nur für angehende Balletteleven.

„Das Märchen vom Schwanensee“ bis 25.1.2015, Kinder ab 5 Jahren, Theater für Kinder, Max-Brauer-Allee 76, T. 38 25 38